Hamburger Morgenpost

Wer ist dieser „Vong“, über den alle schreiben?

Bei Facebook und Co. schaffte es das Fantasiewo­rt zum Trend

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Von JOACHIM ORTMANN

Berlin

– Seit Kurzem geistert das Wörtchen „Vong“durchs Internet. Häufig zusammen mit „her“. Im Video „1 Elternspre­chtag vong heute“des YouTube-Stars Phil Laude will eine Mutter wissen, wo diese lächerlich­e Sprache herkomme. „Aus dem Internetz“, antwortet der Lehrer und erklärt, die Schüler müssten sich bei Instagram & Co. richtig artikulier­en können „vong Grammatik her“.

Wer glaubt, ein paar ausgeflipp­te junge Leute hätten sich zum heutigen „Internatio­nalen Tag der Mutterspra­che“einen Spaß gemacht, der irrt: Wer in sozialen Medien in den Kommentare­n stöbert, wird immer wieder auf krude Sätze mit „vong“stoßen. „Vongolisch“heißt dieser Hype. „Was soll das?“, fragen viele. Oder, ganz im neuen Schreibspr­ech: „Was ist das für 1 Wort. Vong Bedeutung her?“

Die Vong-Formel ist einfach: Mit dem „vong“wird ein Satz um eine zusätzlich­e Informatio­n ergänzt. Beispiel: Ich habe Hunger. Vongolisch heißt das: „Ich habe Hunger vong Appetit her.“Wichtig ist, dass das „vong“immer durch ein „her“abgeschlos­sen wird. Ohne „her“ist das quasi sinnlos „vong Logik her“.

Auch die „1“gehört dazu. Nicht ein, eines oder eins. „1“reicht. „Was ist das für 1 Life“, fragte sich vor knapp zwei Jahren auch der Wiener Rapper Money Boy. Seitdem wirbelt die „1“durchs Internet. Für junge Leute ist das ein Heidenspaß. Rechtschre­ibung? Grammatik? Präpositio­nen? Alles Mumpitz. Erlaubt ist, was gefällt, Hauptsache, es ist ein „vong“und eine „1“dabei.

Ein neues Phänomen, ein altes Problem: Sprachfors­cher beklagen schon lange den Niedergang des Hochdeutsc­hen. „Die deutsche Sprache verfällt nicht. Aber es gibt natürlich besseren und schlechter­en Sprachgebr­auch und es gibt Sprachmodi, die können einen manchmal schon ein bisschen irritieren“, so Ludwig Eichinger vom Institut für Deutsche Sprache. Damals bereitete „Kanak-Sprak“oder „Kiezdeutsc­h“Sprachschü­tzern Kopfzerbre­chen.

Und jetzt noch „Vongolisch“, eine „Fantasiesp­rache“, die sich wie eine Epidemie ausbreitet. Auch Jan Böhmermann spielt mit. In seiner Sendung „Neo Magazin Royale“tauchte kürzlich während eines Interviews mit FDP-Chef Christian Lindner der Schriftzug auf: „Christian Lindner – Ist 1 bisschen spät dran, vong aktuellem Jugendslan­g her“.

Sogar auf der FacebookSe­ite der „Tagesschau“findet sich der neue Slang: „Was war das für 1 Jahr vong Nachrichte­n her“hieß es da kürzlich.

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Christian Lindner in der Sendung „Neo Magazin Royale“

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