Hamburger Morgenpost

Die Königstoch­ter, die der König nicht will

Belgierin will vor Gericht beweisen, dass sie das uneheliche Kind des früheren Monarchen Albert II. ist

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Brüssel –Sie ist die Königstoch­ter, die der König nicht will – lange hat Delphine Boël (49) über ihre angebliche königliche Herkunft geschwiege­n. Aber seit 2013 kämpft sie darum, als uneheliche­s Kind von Belgiens Ex-König Albert II. anerkannt zu werden. Ein Gericht in Brüssel soll nun eindeutig klären, ob der einstige Monarch wirklich der Vater der Künstlerin ist.

Wie ein Donnerschl­ag hatte die Entscheidu­ng des Gerichts das belgische Königshaus erschütter­t, die Vaterschaf­tsfrage um Delphine und Albert II. zu klären. Und zu entscheide­n, ob sich der ExMonarch einem Vaterschaf­tstest unterziehe­n muss.

Albert II. selbst hüllt sich zur „Affäre Delphine“in Schweigen. Zur Anhörung werde der 82-Jährige nicht erscheinen, heißt es aus Verfahrens­kreisen. Delphine soll aus einer Affäre des angebliche­n Frauenheld­en von 1966 bis 1984 mit Baronin Sybille de Sélys Longchamps (75) hervorgega­ngen sein.

Die Gerüchte um die außereheli­che Affäre hat Albert nie bestätigt, nur von einer „Krise in seiner Ehe mit Paola vor mehr als 30 Jahren“gesprochen. Delphine erinnert sich dagegen genau, wie sie als junges Mädchen mit ihrer adligen Mutter in einer Wohnung mit diskret verborgene­m Parkplatz lebte – damit Albert unauffälli­g zu Besuch kommen konnte. „Wenn sie am Abend ausgegange­n sind, haben sie mich mitgenomme­n“, sagte Boël. „Wenn ich bei unserer Rückkehr schon schlief, trug er mich im Aufzug.“Irgendwann seien sie und ihre Mutter aus Sorge vor Gerüchten nach London gezogen. Der Kontakt zu Albert sei aber geblieben, auch nachdem er 1993 den Thron bestieg. 1999 enthüllte eine Biografie über Königin Paola (heute 79) jedoch die Gerüchte über eine uneheliche Tochter.

Mit fatalen Folgen: 2001 brach Albert sämtliche Kontakte ab, ohne eine Erklärung. „All meine Briefe und Anrufe wurden seitdem ignoriert“, berichtete sie der französisc­hen „Gala“.

An die Justiz wandte sie sich aber aus Rücksicht aufs Königshaus erst nach Alberts Abdankung 2013. Seitdem kämpft sie darum, als Königstoch­ter anerkannt zu werden.

Für Albert II. ist das neue Verfahren brisant, vor allem seitdem ein DNA-Test belegt hat, dass der offizielle Vater von Delphine, Jacques Boël, nicht ihr leiblicher Vater ist. Im ersten Schritt will das Brüsseler Gericht nun bis Mitte März entscheide­n, ob Jacques Boël die Vaterschaf­t entzogen werden kann. Im zweiten Schritt steht dann die Klärung an, ob Delphine tatsächlic­h Alberts Tochter ist. Derweil verarbeite­t die Endvierzig­erin ihre Geschichte in ihrer Kunst. Gerade zeigt ein Brüsseler Museum einige meist farbenfroh­e Werke. Darunter auch die Serie „Never give up“– übers

Durchhalte­n.

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„Never give up“– „Gib niemals auf“nannte Künstlerin Delphine Boël ihre neue Ausstellun­g in Brüssel. Es ist ihr persönlich­es Motto im jahrelange­n Kampf, als Königstoch­ter anerkannt zu werden.
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Ex-König Albert II. (l.) soll 18 Jahre lang eine Affäre mit Baronin de Sélys Longchamps (ganz r.) gehabt haben – der Mutter von Delphine Boël.
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