Hamburger Morgenpost

Ich habe Hoeneß in der Haft besucht

HSV-Vorstand beschreibt sein Verhältnis zum Bayern-Boss Mit einem alten Corsa ging es gemeinsam zum Shopping Bayern – HSV

-

Sie lassen nur selten eine Gelegenhei­t aus, sich zu triezen. Wortwechse­l zwischen HSV-Vorstandsc­hef Heribert Bruchhagen (68) und Bayern-Boss Uli Hoeneß (65) haben Tradition. Seit mehr als 20 Jahren ist das so. Öffentlich ausgetrage­ne Scharmütze­l, die allerdings in erster Linie der Show dienen. Denn tatsächlic­h sind die beiden Macher miteinande­r befreundet.

Der Termin steht. Genau 90 Minuten vor den 90 Minuten beginnt das Vorspiel. Ein äußerst schmackhaf­tes. „Um 14 Uhr bin ich am Sonnabend mit Uli Hoeneß zum Essen verabredet“, sagt Bruchhagen, der sich auf das Wiedersehe­n freut. Ein Treffen unter Freunden, die so oft als Streithähn­e wahrgenomm­en werden.

Vielleicht wissen sie auch einfach nur, was gefragt ist – und wovon die Bundesliga lebt. Auch jetzt. Dass Hoeneß den HSV jüngst wiederholt als „potenziell größten Konkurrent­en der Bayern“bezeichnet­e, verleitete Bruchhagen in der „Sport-Bild“zu der Aussage, da müsse am BayernBoss „auf der Zeitschien­e wohl etwas vorbeigega­ngen sein“. Eine Attacke, ein boshafter Seitenhieb etwa auf Hoeneß, der zwischen Juni 2014 und Februar 2016 seine Haftstrafe wegen Steuerhint­erziehung antrat? „Im Gegenteil“, sagte Bruchhagen der MOPO. „Ich bin mir sicher, Uli wird das lesen und darüber schmunzeln.“

Bruchhagen und Hoeneß. Rivalen, das sicher. Das war’s dann aber auch schon. „Wir sind seit vielen Jahren befreundet“, erklärt der HSVChef und berichtet dann „von wilden Fahrten im alten Corsa meiner Tochter vor fünf Jahren. Uli saß hinten. Und dann sind wir shoppen gefahren.“Mehr noch. Auch in den schwärzest­en Stunden stand Bruchhagen seinem Freund bei. Er verriet der MOPO: „Ich habe Uli auch während seiner Haft in München besucht, als er zum Freigänger wurde. Das weiß nur kaum jemand.“

Woher aber rührt der Eindruck, die beiden würden vor allem durch ihre Streits miteinande­r verbunden sein? Bruchhagen liefert die Erklärung: „Das kommt noch aus den 1990ern. Da waren Uli und ich wegen der Verteilung der Fernsehgel­der häufig verschiede­ner Meinung. Das wird immer mal wieder gern hervorgekr­amt.“

Das ist aber nur die halbe Wahrheit – denn beide lieben das Spiel mit den Medien. Als Bruchhagen 2011 den Jahre zuvor des Kokainkons­ums überführte­n Christoph Daum als Trainer nach Frankfurt holte, mutmaßte Hoeneß, da müsse ja wohl „irgendein Pulver in Bruchhagen­s Kaffee“gewesen sein. Der wiederum konterte, das könne Hoeneß nur „aus einer Weinlaune“heraus gesagt haben.

Ziemlich beste Feinde irgendwie. Und gute Kumpels. Trotzdem: So ganz wohl ist Bruchhagen beim Gedanken an das Wiedersehe­n mit Hoeneß dann doch nicht. Der Grund klingt irgendwie plausibel: „Mit seinem Verein zu Gast bei Bayern München zu sein, das ist in der Regel ein eher zweifelhaf­tes Vergnügen.“

 ??  ??
 ??  ??
 ??  ?? Sie kennen, schätzen und mögen sich seit Jahrzehnte­n: Hoeneß und Bruchhagen (r.).
Sie kennen, schätzen und mögen sich seit Jahrzehnte­n: Hoeneß und Bruchhagen (r.).
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany