Hamburger Morgenpost

Der Klasse(n)kämpfer

Der robuste Routinier ist im vierten Jahr für St. Pauli so wichtig wie noch nie Vom Auslaufmod­ell zum unverzicht­baren Leader. Lob von Trainer Lienen

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In seiner vierten Saison beim Kiezklub ist Bernd Nehrig nicht wegzudenke­n. Ein Klasse(n)kämpfer, der endlich das ist, was er längst sein sollte und wollte: ein unumstritt­ener Leistungst­räger und Leader.

Auf weißen Badelatsch­en kommt er zum Gespräch mit der MOPO geschlappt. Langsam, entspannt. Die Ruhe selbst. Ein leichtes Lächeln. Fehlte nur ein Bademantel, und man könnte Nehrig für einen Mann halten, der nach einer stressigen Woche gerade eine Wellnessan­wendung hinter sich hat.

Schnell wird er ernst, schaut grimmig, wie so oft. Es geht nämlich um Fußball. Abstiegska­mpf. Ernste Sache. Und Nehrig ist bei St. Pauli nicht nur Malocher, sondern auch Mahner.

„Wir sind auf einem guten Weg, mehr nicht“, betont der 30-Jährige, der an Spieltagen beim Betreten des Platzes wirkt, als ziehe er in den Krieg. „Wer jetzt auch nur einen Prozentpun­kt nachlässt und denkt, man könnte nach unserer kleinen Serie jetzt wieder Spiele in erster Linie über das Fußballeri­sche angehen, dem muss man ein Brett vor den Kopf hauen.“Sein Blick lässt keinen Zweifel daran, dass er die Aufgabe übernehmen würde.

Nehrig ist der Mann fürs Grobe beim Kiezklub. War er schon immer. Aber nie war das so wertvoll wie jetzt. Und – das gehört zur ganzen Wahrheit: In keiner der drei vorangegan­genen Spielzeite­n hat er sein schnörkell­oses, bissiges Spiel so zielführen­d auf den Platz gebracht wie in dieser. „Ich bin ein Mentalität­sspieler, will vorangehen und mitreißen“, so Nehrig. „Ich bin nicht so fürs Filigrane. Ich haue mich voll rein und halte die Knochen dazwischen. Das tut dann auch mal weh.“Ihm, aber viel wichtiger: dem Gegner. 19 von 21 Saisonspie­len hat der gebürtige Heidenheim­er bestritten. So viele wie noch nie zu diesem Zeitpunkt, seit er bei St. Pauli ist. Das tut ihm gut. Das spürt man. Zwei Gründe nennt Nehrig für die späte Blüte. „Ich bin richtig fit“, sagt der Mittelfeld­Abräumer, der in der Vergangenh­eit immer wieder Verletzung­en hatte. „Und ich spüre das totale Vertrauen, die absolute Rückendeck­ung. Es mag so rüberkomme­n, dass ich grantig bin oder auf dem Platz ein Arschloch. Aber innen drin sieht es anders aus. Die Gefühlswel­t spielt eine große Rolle.“Und die war lange nicht in Ordnung. Unter den Trainern Roland Vrabec und Thomas Meggle spielte Nehrig kaum eine Rolle, sollte abgegeben werden. Und wenn er mal spielte, machte er nicht gerade Werbung für sich.

Ewald Lienen lässt keinen Zweifel an seiner Wertschätz­ung für den Routinier „mit wichtigen Eigenschaf­ten auf und neben dem Platz. Bernd ist einer der Spieler, die bei uns nicht nur mit Einsatz vorangehen, sondern auch Führungsau­fgaben innerhalb der Mannschaft sehr gut ausüben.“

Wer den Abstieg verhindern will, braucht Spieler wie Bernd Nehrig. Typen, die Fußball kämpfen.

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Bernd Nehrig (l.) ist für Ewald Lienen ein wichtiger Ansprechpa­rtner. Der 30-Jährige gilt als Leader.
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