Ruhe vor dem Rummel
Eric Frenzel wird ab morgen bei der Nordischen Ski-WM zum Rekordjäger
Rekordjagd hin, Vaterfreuden her: Kurz vor dem Auftakt in den WM-Rummel suchte Eric Frenzel das friedvolle Idyll der Berge. Im Allgäu wanderte Deutschlands „Kombi-König“mit seinen Teamkollegen durch winterliche Höhen, Brotzeit auf der Hütte inklusive. Beim anschließenden Nachtrodeln holte sich der Sachse dann den letzten Schwung für Lahti, wo er gleich mehrfach Geschichte schreiben kann.
„Ein Erfolg wäre die WM, wenn ich Medaillen einheimse. Das ist natürlich das große Ziel“, so Frenzel vor der ersten Entscheidung der Nordischen Kombinierer morgen (Springen 9.30 Uhr, Langlauf 12.30 Uhr, ZDF und Eurosport live) bescheiden. Dabei geht der Olympiasieger immerhin viermal an den Start – im Einzel zweimal als Mit-, in den beiden Team-Bewerben als Topfavorit auf Gold.
Der 28-Jährige kann in Lahti gleich mehrere Rekorde knacken. Drei WMTitel, viermal Silber und zweimal Bronze hat er bislang gesammelt. Nun könnte er seinen heutigen Coach Ronny Ackermann als erfolgreichsten deutschen WM-Teilnehmer (4-5-1) der Geschichte ablösen. Auch der Norweger Bjarte Engen Vik (5-3-0), bislang bester WM-Kombinierer, ist in Reichweite. Steht Frenzel zweimal auf dem Podest, läge er zudem gleichauf mit dem Österreicher Felix Gottwald, der die Bestmarke für die meisten WM-Medaillen (11) hält.
Der Rekordjäger will von all den Zahlen nichts hören. „Ich stelle keine Rechnungen an. Damit beschäftige ich mich vielleicht nach meiner Karriere“, sagte der Oberwiesenthaler. In Lahti wird Frenzel, der bald zum dritten Mal Vater wird, von seiner gesamten Familie unterstützt, Ehefrau Laura inklusive. „Die sind alle mit dabei. Ich habe große Unterstützung, das freut mich natürlich sehr.“Sieben Saisonsiege hat Frenzel bislang gesammelt, einen weniger als Johannes Rydzek, sein größter Konkurrent, der auch noch aus dem eigenen Team kommt. Bundestrainer Hermann Weinbuch rechnet mit einem Angriff Frenzels. „Eric ist wie in den vergangenen Jahren eine Bank für uns. Er hat schon zum wiederholten Male bewiesen, dass er als Favorit bei einer WM auch mit diesem Druck fertig wird. Ich gehe davon aus, dass er voll auf Angriff setzt und versucht, bei der WM voll aus sich herauszugehen und jedes Rennen für sich zu entscheiden.“
Und wer weiß, vielleicht wird Frenzel ja Ende 2017 belohnt und darf sich endlich auch „Sportler des Jahres“nennen. „Ich hatte ja schon 2014 ein bisschen damit geliebäugelt, dann wurde es aber Robert Harting“, sagte Frenzel, der es als große Ehre empfinden würde: „Ich kann auch in diesem Jahr nicht mehr tun, als meine bestmögliche Leistung zu bringen. Und dann warte ich mal ab, ob es reicht.“