Hamburger Morgenpost

Jeder erwartet mehr Respekt

Professor analysiert Zoff auf der Straße

- Das Interview führte SANDRA SCHÄFER

Rüpel auf der Straße und im Auto, spuckende Fußballfan­s und ständig Stinkefing­er. Wird unser Umgang immer respektlos­er und aggressive­r? Die MOPO sprach mit Professor Dr. Niels Van Quaquebeke von der Kühne-Logistik-Universitä­t in der HafenCity.

MOPO: Herr van Quaquebeke, wieso werden die Menschen immer respektlos­er? Niels Van Quaquebeke:

Natürlichh­at, VerhaltenA­ber deres angegriffe­nist unmöglich.Lillides keinist Mannes,Hollunder Zeichen das für von eine ZunahmeRes­pektlosigk­eit, das hätte Jahren auchso passierenv­or 20 können. Es ist vielmehr so, dass wir alle heute sensibler gegen Respektlos­igkeit sind und mit Respekt behandelt werden wollen. Was ja gut ist. Niemand denkt mehr, dass Reiche, Gebildete oder Prominente besser behandelt werden sollten. Wir fordern alle Respekt ein und entrüsten uns, wenn wir ihn nicht bekommen. Aber dadurch fallen uns Vorfälle häufiger auf und wir empören uns.

Aber führt das nicht automatisc­h zu mehr Egoismus? Jeder denkt nur noch an die eigene Befindlich­keit?

Zum Teil stimmt das. Das liegt auch an den Vorbildern heute. Früher waren Helden Menschen, die vorangesch­ritten sind, die sich für die Gesellscha­ft aufgeopfer­t und was geleistet haben. Heute sind es Typen, die als Auswandere­r berühmt werden oder als YouTube-Star zu schnellem Geld und Ruhm kommen. Oder Leute, die das System für ihre Zwecke zu nutzen verstehen. Etwa Manager, die hohe Boni kassieren. Dann fühlt sich der Ehrliche aber schnell als der Dumme und sieht nicht ein, dass er weniger profitiere­n soll.

Sie müssen doch auch zugestehen, dass heute soziale Gruppen stark abgewertet werden. Da ist doch von Respekt wenig zu merken?

DasDa nichtwarga­b aberes anders.„die früher Bosse“, oder „die Genossen“oder „die faulen Beamten“. Der Mechanismu­s ist immer gleich: Wer sich unter Druck fühlt, der will seine eigene Gruppe aufwerten und andere abwerten. Da nimmt die Diffamieru­ng zu.

Aber wo kommt der Druck her?

Es wird ständig suggeriert, dass jeder Millionär oder Superstar werden kann, ohne viel zu leisten. Da entsteht beim Vergleich leicht das Gefühl, dass es den anderen „gold“geht und man selbst ziemlich schlecht dasteht. Und wenn bei Facebook und Co. alle nur die positiven Dinge über sich posten, nimmt man diese künstliche Welt leicht als Realität wahr. Das macht unzufriede­n.

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Quaquebeke (40)
Professor Niels van Quaquebeke (40)

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