„Keine Propaganda mehr im Stück“
Organisator zur MOPO: Das religiöse Theater-Machwerk wurde entschärft. Doch es bleiben große Zweifel
Von OLAF WUNDER und RENATE PINZKE
Für viel Wirbel sorgt ein türkisches Theaterstück, das am Sonntag in Wilhelmsburg aufgeführt wird und voller Erdogan-Propaganda sein soll. Der Manager des Hotels Class, in dem die Aufführung stattfinden wird, bekam gestern morgen Besuch von der Polizei. Die Ordnungshüter stellen sich wohl auf einen unruhigen Tag ein. Gegenüber der MOPO hatte der Hotel-Manager zuvor gesagt, er habe nicht gewusst, dass in seinem Saal ein fragwürdiges Stück aufgeführt werden soll. Er stelle keine Fragen, wenn jemand den Saal anmiete. Der Eigentümer des Hotels war auch gestern für uns nicht zu sprechen. Dabei hätten wir gern gewusst, ob er die Performance nun platzen lässt.
Empört darüber, dass die Karten ausgerechnet in Ditib-Moscheen verkauft werden, ist CDU-Fraktionschef Trepoll. Ditib ist ein Partner des Islam-Staatsvertrages mit der Stadt und steht wegen extremistischer Vorgänge in der Kritik. „Es handelt sich um ein nationalistisch geprägtes Theaterstück. Wir müssen alles tun, auch juristisch, um dieses Stück zu untersagen“, so Trepoll.
„Son Kale Türkiye“heißt die Aufführung, zu Deutsch: „Letzte Bastion Türkei“. Es strotzt nur so vor türkischem Nationalismus, Antisemitismus und anti-westlicher Propaganda. Das Publikum werde darin auf den Kampf gegen den Westen eingeschworen. Der will angeblich den Islam zerstören und habe deshalb die Terrorgruppe „IS“gegründet und den Putsch gegen Erdogan im Sommer initiiert. Krude Thesen!
Bilal Shahin, ein in Köln lebender Türke, der für die Istanbuler Theatergruppe Säle mietet und Werbung macht, sagte gestern der MOPO, er habe von der Kritik gehört und Konsequenzen gezogen: „Wir haben alle kritischen Stellen rausgestrichen ... Es gibt keine Propaganda mehr.“Doch daran darf gezweifelt werden. Aus dem Stück ein „harmloses Theaterstück zu machen“, wie er verspricht, ist kaum möglich, ohne es komplett zu entkernen. Schließlich dreht sich darin alles um die Türkei, das „letzte Bollwerk des Islam gegen den westlichen Imperialismus“.