Die Hölle für Himmelmann
Der Stammkeeper wurde unverschuldet zum Ersatzmann – und muss sich gedulden
Robin Himmelmann (28) ging als unumstrittene Nummer eins in diese Saison – und irgendwie ist er das auch immer noch. Gleichwohl: Seit sieben Spielen steht Philipp Heerwagen (33) zwischen den Pfosten des FC St. Pauli. Für Himmelmann ist die Ersatzbank die Hölle, denn er verlor seinen Stammplatz nicht wegen schlechter Leistungen.
Es passierte am 2. Dezember 2016. Nach gut einer halben Stunde musste Himmelmann beim 0:0 gegen Kaiserslautern wegen eines Muskelfaserrisses im Oberschenkel aufgeben. Weil er seine Schaffenskraft auch beim Rückrundenstart gegen Stuttgart noch nicht wieder ganz erreicht hatte, blieb Heerwagen im Kasten und machte dort weiterhin einen guten Job: Heerwagen, lange hinter Himmelmann und Philipp Tschauner (jetzt Hannover) nur die Nummer drei, steht sogar für den Aufschwung.
Eine bittere Situation für Himmelmann. Er symbolisiert den erfolgreichen Abstiegskampf 2014/15, stellte 2015/16 den Rekord von St. Paulis Torwart-Legende Klaus Thomforde mit 16 Zu-Null-Spielen ein und war in der Hinrunde dieser Saison zusammen mit Christopher Buchtmann noch der stabilste Kiezkicker. Dass Trainer Ewald Lienen erklärt, dass „Robin unsere Nummer eins bleibt“, hört sich nett an, hilft Himmelmann aber nicht weiter.
Er möchte momentan nicht öffentlich über sein Seelenleben sprechen. Sein Torwart-Trainer Mathias Hain (44) weiß, wie es sich für Himmelmann anfühlt: „Es ist die schwierigste Situation für einen Torwart, wenn er wegen etwas rauskommt, wofür er nichts kann. Ich habe das in Bielefeld als Spieler selbst erlebt. Nach Rippenbrüchen ließ unser Coach Michael Frontzeck meinen Konkurrenten spielen – auch als ich mich wieder rangekämpft hatte.“Frontzeck habe ihm erklärt: „Ich sehe deine Trainingsleistungen und deine Qualitäten. Aber ich möchte momentan nichts verändern, weil die Mannschaft erfolgreich spielt.“Hain: „Das musste ich akzeptieren.“
Er tat auch in der für ihn unangenehmen Lage alles für die Mannschaft – nicht nur weil Hain das zuvor als Kapitän immer von allen verlangt hatte. So wie er damals habe jetzt auch Himmelmann professionell reagiert: „Klasse, wie er trainiert, wie er sich einbringt. Nicht nur mit seiner körperlichen Präsenz als Torwart, sondern auch verbal. So muss es sein! Und wenn dann mal wieder was passiert und der Trainer stellt ihn auf, dann wird er sofort zu 100 Prozent da sein.“Alle beim Kiezklub wünschen sich, dass der Aufschwung ohne große Rückschläge anhält. Für Himmelmann könnte das bedeuten, dass er bis zum Happy End auf der Ersatzbank bleiben muss. Für einen Top-Keeper wie ihn die Hölle.
„Klasse, wie Robin trainiert und sich verbal einbringt.“Torwart-Trainer Mathias Hain