Hamburger Morgenpost

So leicht konnte der Knacki entkommen!

Sicherungs­verwahrter weg. Senator unter Druck.

- Von HASAN GÖKKAYA und MIKE SCHLINK

Um es vorsichtig­v zu formuliere­n: Der Justor tizsenatJu­stor hat gerade keinen so guten Lauf. Beinahe im Monatstakt gibt’s Skandale in seinem RRessort: Ein Kinderschä­nder kommt wegen Verrfahren­sfehlern frei, ein Gefangener schmuggell­t Rasierklin­gen ins Gericht und verübt einen MMordansch­lag. Und jetzt auch noch das: Ein Schwerkrim­inellerS – nach dazu in Sicherungs­sverwahrun­g – konnte Donnerstag fliehen. Diie Luft für Till Steffen (Grüne) wird langsam düünn.

Karl Laubinnger, so heißt der 48-Jährige, der derr zeit auf derderr Flucht ist und nach dem die Polizei fieberhaft fahndet.f Der Bruder des ehemaligen HSV-HSVStars Walter Laubinger gilt als brutal und unberechen­bar.

Und so ist ihm die Flucht geglückt: Karl Laubinger verlässt am Donnerstag­morgen in Begleitung eines Beamten die JVA Fuhlsbütte­l, um einen Psychologe­n zu besuchen. Als er um 10 Uhr nicht wieder vor der Praxis erscheint, wird der am Gebäudeein­gang wartende Beamte misstrauis­ch. Wenig später kommt heraus: Laubinger ist offenbar durch einen Nebenausga­ng geflohen.

Laubinger hat bereits mehrere Haftstrafe­n wegen Raubes hinter sich. 2006 hielt er sogar einen ganzen Stadtteil in Atem: Er steckte sich vor der Kita an der Greifswald­er Straße (St. Georg) eine Knarre in den Mund und drohte abzudrücke­n.

Laubinger gilt als gefährlich, kam deshalb nach der Haft in Sicherungs­verwahrung. 2015 genehmigte ihm ein Gericht eine Psychother­aerungsver­wahrter

pie außerhalb des Knasts. Zwölf solcher Begleitaus­gänge verliefen bislang reibungslo­s.

Justizsena­tor Till Steffen versucht den Skandal herunterzu­spielen. „Es bleibt immer ein Restrisiko, dass ein Inhaftiert­er Lockerungs­maßnahmen missbrauch­t“, sagt er. „Wir arbeiten mit Menschen, deren Verhalten nicht komplett vorhersehb­ar ist.“

Kein Zweifel, der Vorfall kommt für Steffen zu einem äußerst ungünstige­n Zeitpunkt. Gestern musste er sich vor dem Justizauss­chuss verantwort­en – und dort wurde er von der Opposition unter Beschuss genommen. Nach Meinung von Richard Seelmaecke­r (CDU) und Anna von Treuenfels-Frowein (FDP) ist Steffen nicht mehr tragbar, Rücktritts­forderunge­n werden lauter.

Im Kreuzverhö­r musste der Senator Rede und Antwort zum Mordanschl­ag im Strafjusti­zgebäude stehen. Der Knacki Chris Z. hatte ein Rasiermess­er in den Verhandlun­gssaal geschmugge­lt und damit seine ExFreundin attackiert (MOPO berichtete). Obwohl es im Vorfeld Hinweise auf eine Tat gab, wurde in der Haftanstal­t nichts unternomme­n – weil die Anstaltsle­itung nicht wusste, wie gefährlich Chris Z. wirklich ist.

Laut Steffen hätten bislang vor allem Staatsanwa­ltschaft und Gericht ein vollständi­ges Bild von Gefangenen. „Ich habe angeordnet, dass auch die Haftanstal­t über alle Informatio­nen verfügen muss“, so Steffen. Dazu wird der Sicherheit­sdienstlei­ter, den es in jeder Haftanstal­t gibt, zugleich Beauftragt­er für gefährlich­e und gefährdete Gefangene. Ob das etwas bringt, wird sich zeigen. Weitere Skandale kann sich Steffen jedenfalls nicht mehr leisten.

 ??  ?? Beamte brachten ihn nach seiner Festnahme 2006 zum Polizeiwag­en. Vorher hatten MEK- Beamte ( unten) hinter Häuserecke­n gelauert und auf den Zugriffsbe­fehl gewartet. 2006: Der damals 37- jährige Karl Laubinger steckte sich eine Knarre in den Mund und...
Beamte brachten ihn nach seiner Festnahme 2006 zum Polizeiwag­en. Vorher hatten MEK- Beamte ( unten) hinter Häuserecke­n gelauert und auf den Zugriffsbe­fehl gewartet. 2006: Der damals 37- jährige Karl Laubinger steckte sich eine Knarre in den Mund und...
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Justizsena­tor Till Steffen ( Grüne) kann sich keine weiteren Skandale mehr leisten.
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Hier wurde Laubinger von MEK- Beamten überwältig­t. Im Moment der Aufnahme schaute der Verbrecher in die Kamera.

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