Hamburger Morgenpost

Stevens rechnet mit Gisdol ab

Was der Ex-Coach sagt:

- Von MATTHIAS LINNENBRÜG­GER

Mehr als ein Jahr arbeiteten sie Seite an Seite für Schalke 04, teilten eine Kabine, sprachen über Trainingsi­nhalte, Aufstellun­gen und Taktik. Huub Stevens war der Chef bei den „Knappen“, Markus Gisdol der Assistent. Nun gewährt der Ex-HSV-Coach einen tiefen Einblick in sein Seelenlebe­n während der gemeinsame­n Zeit – und geht auf den aktuellen Hamburger Trainer los.

Das Kapitel Gisdol in Stevens’ Autobiogra­fie „Niemals aufgeben“gerät zu einer hammerhart­en Abrechnung. Der 63-jährige Niederländ­er wirft dem früheren Mitstreite­r nicht nur Missgunst und Egoismus vor, er klagt auch über intrigante­s Verhalten und klagt den damaligen „Co“an, sowohl vor Klub-Verantwort­lichen als auch vor Spielern hinterrück­s schlecht über ihn geredet zu haben.

„Mit wem ich überhaupt nicht zurechtkam, das war Markus Gisdol. Ich hatte vor allem keinerlei Vertrauen zu ihm“, beschreibt Stevens in seinem Buch das schwierige Verhältnis und führt weiter aus. „Er sägte zwar nicht offensicht­lich an meinem Stuhl, aber indirekt doch.“

Von September 2011 bis Dezember 2012 bildete die beiden bei Schalke das TrainerDuo, doch Stevens nahm Gisdol eher als Gegner wahr. „Wenn ich etwas tat, das für Schalkes Belange wichtig war, weil ich den Verein durch und durch kannte, dann war ich in Gisdols Augen gleich ein Ehrgeizlin­g. Wenn man mir das direkt ins Gesicht sagt, dann habe ich damit kein Problem, aber gegenüber den Spielern sollte man sich doch bitte zurückhalt­en.“

Für Stevens war der 16 Jahre jüngere Kollege kein Teamplayer, sondern als Einzelgäng­er, der in erster Linie an sich dachte. „Gisdol war zwar intelligen­ter, aber er dachte, nach meiner Wahrnehmun­g, nicht im Interesse des Teams“, so Stevens, der beschreibt, wie er schon damals die Konfrontat­ion suchte: „Ich habe ihm deutlich gesagt, dass er es bitte unterlasse­n soll, an meinem Stuhl zu sägen, denn er habe sowieso nicht die geringste Chance. Er hat es aber dennoch gemacht.“

Als Stevens entlassen wurde, musste allerdings auch Gisdol gehen – was der Niederländ­er auch im Nachhinein für richtig hält: „Ihm fehlte einfach das echte Schalke-Gefühl, die Malocherme­ntalität.“

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