Dralle Damen, knallige Farben
Wie Venedig im 16. Jahrhundert zum Malerei-Hotspot wurde
Plötzlich krähte kein Hahn mehr nach den steifen Porträts des Mittelalters. Um das Jahr 1500 explodierte in der Lagunenstadt Venedig die Kunst – hier trafen Meister-Maler aus der ganzen Welt aufeinander und inspirierten sich gegenseitig. Nun räkelten sich spärlich bekleidete Damen in blühenden Gärten, posierten in neckisch verrutschten Kleidern, stellten mythologische Szenen nach.
Wie kam das? Unter anderem durch einen Fortschritt der Maltechnik. Bisher hatten sich die Maler aus Ei, Leinöl und einfachen Pigmenten ihre Farben zusammengemischt. Damit ließen sich gganz ggut flächige Bilder wie Ikonenfiguren malen – aber keine leuchtenden Landschaften.
Eine Gruppe Künstler um Tizian (ca. 1490-1576) führte dann in Italien die Ölmalerei ein. In bis zu 150 (!) Farbschichten, unter Verwendung teuerster Pigmente aus dem Orient, erschufen sie brillante, plastische Gemälde. Eine große Auswahl von Bildern aus dieser blühenden Epoche der Kunst ist nun in der Kunsthalle zu sehen.
In der Schau „Die Poesie der venezianischen Malerei“finden sich Werke von Paris Bordone bis Tizian, von Cranach bis Lorenzo Lotto. Auf klare Abgrenzung und strenge Formen verzichteten die italienischen Meister – um den Fokus ganz auf die brillanten Farben zu legen.
Die Kunstwelt war seit diesem Boom in der Lagunenstadt nie wieder dieselbe. Die opulente Ausstellung ist absolut sehenswert.
Eine neue Maltechnik ermöglichte neue Farben und Motive.