Ein Hutträger im Nebel
Die Stimmgewalt des Elektropop-Künstlers Sohn zieht das Mojo in den Bann
Eingehüllt in dicke Nebelschwaden tritt Christopher Taylor, besser bekannt als Sohn, am Donnerstagabend auf die Bühne. Er hebt die Hand zu einem kurzen Gruß und stimmt in „Tempest“ein. Seine dunkle Gestalt ist durch den Dunst nur als Silhouette zu erkennen, sein glasklarer „Oh Love“-Gesang aber erfüllt sofort den ganzen Raum – bis in die hinterste Ecke.
Was von der Stimmung her vielleicht auch gut in eine Kirche passen würde, funktioniert perfekt im restlos ausverkauften Mojo. Andächtig lauscht das Publikum Sohns gefühlvoller Stimmgewalt und den elektronischen Klängen.
Der gebürtige Brite, der lange in Wien lebte und sich mittlerweile in Amerika niedergelassen hat, ist derzeit mit seinem neuen Album „Rennen“auf Tour. 2014 schoss Sohn mit seinem Debüt „Tremors“wie aus dem Nichts durch die Decke, stand plötzlich auf Bühnen überall in der Welt. Und der Hype ist längst nicht vorbei.
Die Lichteffekte und Farbspiele seiner Show passen auf jeden Taktschlag, mal ist alles in gleißendes Gelb getaucht, dann wieder in ein grelles Grün. Bei „Falling“steigern sich Stimme, Bässe und Melodie ins beinahe Unermessliche.
Als Sohn zur Zugabe „Rennen“anstimmt, werden „Psst“-Laute durch den Raum gezischt, die auch die letzte Quasselstrippe zum Schweigen bringen. Nach einer Stunde ist der Zauber schließlich vorbei. Nur der Nebel bleibt.