Hamburger Morgenpost

Passen diebeiden zusammen?

Linke erklärt: „An uns wird es nicht scheitern.“Die größten Knackpunkt­e für Rot-Rot-Grün

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Berlin – „Supergenos­se“Martin Schulz macht es möglich: Weil die SPD derzeit mächtig zulegt, träumt auch die Linke wieder intensiv von Rot-Rot-Grün. Im neuen „Spiegel“f irtet Frontfrau Sahra Wagenknech­t heftig mit Schulz und verspricht: „An uns wird es nicht scheitern.“

Wenn die SPD wieder „sozialdemo­kratisch“werde und Schulz seine sozialen Versprechu­ngen einlöse, bekäme die Linke endlich wieder einen „Partner“, so die Chefin der Links-Fraktion. Bisher bleibe Schulz aber vage. Er habe zudem Schröders „Agenda-Politik“jahrelang im SPD-Präsidium mitgetrage­n.

Jetzt müsse Schulz sich zu einem rot-rot-grünen Projekt bekennen, fordert die Gattin von Oskar Lafontaine. Aber wie realistisc­h ist Rot-Rot-Grün? Bisher waren es stets die ultimative­n Forderunge­n der Linken, die die SPD in die Arme einer Großen Koalition getrieben haben, zuletzt 2013. Die wichtigste­n Knackpunkt­e:

Weg mit Hartz IV: Eine Rückabwick­lung der Agenda 2010 und der Hartz-Gesetze, wie die Linke sie bisher stets forderte, fordert Wagenknech­t nicht mehr.

Abschaffun­g der Hartz-Sanktionen: Rund eine Million Mal pro Jahr bekommen Hartz-IV-Empfänger Strafen. Das möchte die Linke am liebsten sofort abschaffen. Mit dem rechten SPDFlügel dürfte das nicht machbar sein. Lockerung denkbar.

Verlängeru­ng des Arbeitslos­engeld-1-Bezugs: Schulz hat das vorgeschla­gen, aber keine Details genannt. „Wie viel länger soll gezahlt werden. Einen Monat? Zwei Jahre?“, fragt Wagenknech­t jetzt im „Spiegel“. Tatsächlic­h dürfte es bei der SPD um einige Monate zusätzlich für langjährig Beschäftig­te gehen. Ein Modell des Linken Klaus Ernst sieht dagegen für einen 50-Jährigen nach 30 Arbeitsjah­ren 42 Monate ALG 1 (12 Monate plus einen Monat je Beschäftig­ungsjahr) vor. SPD und Linke liegen weit auseinande­r.

Einschränk­ung der befristete­n Beschäftig­ung: Martin Schulz will ein Verbot der „sachgrundl­osen Befristung“. Die Linke auch. Relativ problemlos mit der SPD machbar, aber ziehen die Grünen da mit?

Mindestloh­n: Die Linke fordert einen Mindestloh­n von mindestens 10 Euro. Das dürfte der SPD deutlich zu weit gehen.

Rücknahme der Rentenkürz­ungen: Hier hat die SPD bereits über die Rente mit 63 nachgebess­ert. Angesichts hoher Rücklagen in der Rentenkass­e sind weitere kleine Korrekture­n denkbar, eine komplette Rücknahme aber ausgeschlo­ssen.

NATO-Austritt: Erst kürzlich hat die Linke den Austritt aus der NATO gefordert. Für SPD und Grüne eine Absurdität.

Stopp der Rüstungsex­porte: Auch jetzt fordert Wagenknech­t im „Spiegel“wieder eine „friedliche Außenpolit­ik“. Gemeint ist damit auch ein Stopp deutscher Rüstungsex­porte und ein Ausstieg aus den bewaffnete­n deutschen Auslands-Einsätzen, etwa in der Türkei, in Mali usw. Für SPD, Grüne inakzeptab­el.

Ende der Russland-Sanktionen: Fordert die SPD eigentlich auch. Machbar, zumal die Sanktionen immer weniger Effekt erzielen, weil sich die russische Wirtschaft zunehmend anpasst.

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