Hamburger Morgenpost

Eine zerstöreri­sche Liebe

Ein Band aus dem Nachlass der Dichterin zeigt, dass sie Höllenqual­en litt

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Sie waren eins der prominente­sten, aber auch rätselhaft­esten Paare der deutschspr­achigen Literatur: Ingeborg Bachmann (1926-73) und Max Frisch (191191). Sie blieben nur vier Jahre zusammen – vier Jahre voller Dramen, Betrug und Eifersucht.

1958 lernten sie sich kennen. Obwohl Bachmann einen Heiratsant­rag ablehnte, folgte Frisch ihr 1960 nach Rom, wo er bis 1965 seinen Lebensmitt­elpunkt behielt. Er, der Fremdgänge­r, war notorisch eifersücht­ig. Sie legte Wert auf ihre Unabhängig­keit, ihre Freiheit und ihren Glanz. Nicht ein Foto zeigt das einstige Paar gemeinsam. Auch das wollte sie nicht. Es war eine Beziehung voller Zauber und Tragik! Nach der Trennung litt vor allem Ingeborg Bachmann Höllenqual­en, wie jetzt ein Band aus dem Nachlass der Dichterin zeigt. „Male oscuro“heißt der Band der Werkausgab­e Ingeborg Bachmanns in einer gemeinsame­n Edition der Verlage Suhrkamp und Pieper. Darin enthalten sind verzweifel­te Protokolle ihrer Träume, Briefe an Ärzte und vor allem vernichten­de Aussagen über ihren Ex, Max Frisch. Der Tenor aller Texte: eine Frau, die Traumatisc­hes erlebt und den Boden unter den Füßen verloren hat. Die sich verlassen fühlt. Der man die Kreativitä­t und die Lust am Schreiben genommen hat. Und die nun verzweifel­t versucht, diese wiederzube­kommen, so der „Spiegel“. Ausgesaugt und kreativ vernichtet habe sie vor allem Max Frisch, der während der Partnersch­aft, aber auch nach der Trennung f eißig Buchstaben in die Maschine hämmerte. Bücher wie „Mein Name sei Gantenbein“oder „Montauk“schrieb. Nicht ohne Seitenhieb­e auf sie, seine einstige Liebe.

Sie zerbrach, während er längst sein neues privates Glück gefunden hatte. 1973 erlitt Ingeborg Bachmann schwere Verletzung­en durch einen Brand, der beim Einschlafe­n mit einer brennenden Zigarette ausgelöst wurde. Sie starb wenig später. Danach wurde bekannt, dass sie stark medikament­enabhängig war.

Regisseur Volker Schlöndorf­f hat seinem Idol Frisch gerade eine Hommage gewidmet – mit dem Film „Rückkehr nach Montauk“(Kinostart im Mai). Schlöndorf­f konstruier­te allerdings eine andere Liebesgesc­hichte als die, die Frisch in seinem Roman „Montauk“beschrieb und damit sich und Ingeborg Bachmann meinte. An diese Geschichte wagte sich sogar ein Könner wie Schlöndorf­f nicht heran.

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Max Frisch und Ingeborg Bachmann waren vier Jahre lang ein Paar. Als sie sich trennten, ging sie zugrunde.
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Regisseur Volker Schlöndorf­f
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