Hamburger Morgenpost

„Oder halten Sie Ihr Maul“

Nach Hass-Pöbelei erstattet Polizei Strafanzei­gen. GDP: „Verfahren nicht einstellen!“

-

Berlin – Für eine Horde rechtsradi­kaler Trolle und AfD-Politiker war die Sache klar: Der Autofahrer, der am Sonnabend in Heidelberg in eine Menschengr­uppe gerast war, der musste einfach Ausländer sein. War er aber nicht, und als die Polizei dies betonte, bekam sie eine geballte Ladung Hass ab: „Erzählen Sie die ganze Wahrheit oder halten Sie Ihr Maul.“

Ein Deutscher, ein Student, Alter: 35. Motiv: unbekannt. Das steht fest über den Mann, der einen Fußgänger tötete und zwei verletzte, bevor er von Polizisten niedergesc­hossen wurde. Doch Hetzer in den sozialen Medien sorgten für die „alternativ­en Fakten“: „Laut Freunden bei der Polizei ist der angeschoss­ene Täter von Heidelberg ein sogenannte­r Flüchtling.“

Launig erwiderte die Polizei auf Twitter: „Nö, ist er nicht.“Doch das half nicht gegen die rasende Meute. Und irgendwann wurde es den Beamten zu bunt: Sie erstattete­n Strafanzei­ge gegen mehrere Rassisten.

Die Zahl solcher HassNachri­chten hat dank Facebook und Twitter dramatisch zugenommen. Müssen neue Gesetze her? Für Sascha Braun von der „Gewerkscha­ft der Polizei“(GDP) steht fest: „Es fehlt nicht an juristisch­en Vorschrift­en, oft ist der Aufwand der Ermittlung­en das Problem.“Braun zur MOPO: „Wir richten unseren Appell auch an die Justiz, solche Verfahren nicht ohne deutliche Folgen einzustell­en. Oft reicht ja ein Strafbefeh­l, mit dem diese Leute ordentlich zur Kasse gebeten werden.“

Newspapers in German

Newspapers from Germany