Oh, wie schön ist Klassenkampf!
Kiezkickern gelingt Befreiungsschlag Anhänger feiern Trainer Ewald Lienen
Abstiegskampf und guter Fußball? Ja, das geht! Fighten und zaubern? Und wie! Auf nagelneuem Rasen hat der FC St. Pauli im Kellerduell mit dem Karlsruher SC ein wahres Feuerwerk abgebrannt und den Rivalen im Kampf um den Klassenerhalt mit 5:0 (1:0) deklassiert. Das Millerntor stand Kopf. Freudenhaus reloaded!
Endlich ist Montag wieder Feiertag auf St. Pauli. Und so mancher der 29073 Fans wird die berauschende Fußball-Gala noch auf dem Kiez verlängert und angestoßen haben auf die Boys in Brown, die nach dem Abpfiff minutenlang frenetisch gefeiert wurden.
Vorletzter + Drittletzter = Spitzen-Fußballabend! In Braun-Weiß.
„Besser kann man das nicht machen“, lobte Trainer Ewald Lienen, der nichts, aber auch gar nichts auszusetzen hatte nach den 90 Minuten und über das ganze Gesicht strahlte. „Die Mannschaft war wie im Rausch.“
Fünf Tore! In einem Spiel! Fünfmal „Song 2“. Drei Tore von Aziz Bouhaddouz (52./58./79.), ein lupenreiner Hattrick. Dazu Treffer von Mats Möller-Daehli (12.) und Waldemar Sobota (50.). Drei Torvorlagen des wahnsinnigen Derwisches Cenk Sahin, der womöglich jetzt, in diesem Moment, noch irgendwo durch Hamburg rast.
Vor allem aber: Drei Punkte. Drei immens wichtige Zähler für das Punktekonto.. Und ein Bonuspünktchen in Sachen Torverhältnis.
Die Kiezkicker, die kurzfristig auf den erkrankten Abwehrchef Lasse Sobiech verzichten mussten, sind nach dem (na klar!) höchsten Saisonsieg auf dem Weg nach oben. Nach zehn Punkten aus den letzten vier Spielen und dem zweiten Heimsieg in Serie hat St. Pauli erstmals seit dem 7. Spieltag die Abstiegsränge verlassen. Platz 15. Und drei Punkte Vorsprung auf den ersten Abstiegsplatz.
„Für uns super-wichtig, dass wir einen direkten Konkurrenten so besiegen konnten und auch noch was fürs Torverhältnis tun konnten“, so Lienen. Geschäftsführer Andreas Rettig lobte die „großartige Leistung“, trat aber auch kräftig auf die Euphoriebremse: „In der Tabelle stehen wir nicht so, dass wir sorgenfrei wären.“
Für einen Abend aber waren sie völlig losgelöst. Ließen sich von den Fans feiern, die sie vor allem in Halbzeit zwei mit entfesseltem Offensivfußball mitgerissen hatte, wie man ihn zuvor von der Mannschaft in dieser Saison noch nicht gesehen hat.
„Wir können den Abend genießen, das ist schön“, strahlte Christopher Buchtmann, fügte aber an: „Mehr nicht.“Es stehen schließlich noch zwölf Spieltage aus, 36 Punkte sind noch zu vergeben.
St. Pauli ist auf dem richtigen Weg - am Montagabend mit Vollgas und Lichthupe auf der Überholspur. Kurs Klassenerhalt. Es bleibt ein verdammt hartes Stück Arbeit. Die kann aber auch mal verdammt viel Spaß machen.
Vom Millerntor berichten Stefan Krause, Buttje Rosenfeld und Nils Weber