Hamburger Morgenpost

Der Kuschel-Kurrs vor dem Kohle-Kracher

Gisdol setzt nach Debakel auf Harmonie. Es geht auch um viel Geld

- Vom HSV berichtet SIMON BRAASCH s.braasch@mopo.de

Gar nicht so leicht, die Mundwinkel wieder nach oben zu bekommen. Aber muss ja. Irgendwie. Nach der GigantenKl­atsche in München (0:8) wartet morgen der Pokal. Ein Sieg im Volkspark gegen Gladbach (18.30 Uhr) und der HSV stünde im Halbfinale und könnte wieder lachen. So einfach ist Fußball. Doch wie soll das gehen, diese Frage beschäftig­t alle. Wie kann man eine Mannschaft, die komplett am Boden liegt und kübelweise mit Spott und Häme überschütt­et wird, binnen weniger Tage wieder aufrichten? Markus Gisdol, der selbst noch nie so hoch verlor, entschied sich für die sanfte Tour – und tätschelt seine Profis. Er strich die Videoanaly­se und verordnete der Mannschaft eine zusätzlich­e Nacht im eigenen Bett. Ob’s hilft?

Gisdol ist als Psychologe gefragt. Das weiß er. Deshalb verzichtet­e der Coach, wie sonst üblich, auf eine Video-Nachlese des letzten Spiels. „Es gab viele negative Momente in dem Spiel, die enorm weh taten“, sagt er. „Das muss ich den Jungs nicht noch mal zeigen. Außerdem hatte das mit unserer normalen Leistung nichts zu tun.“

Keine Videos vom Bayern-Spiel – und dazu die so beliebte Heimschläf­er-Kur. Die wirkte schon bei den letzten Abendspiel­en gegen Leverkusen (1:0) und im Pokal gegen Köln (2:0). „Das hat sich bewährt“, meint Gisdol. „Wir gehen tagsüber ins Hotel. Das reicht.“

Morgen dann soll der Rasen im Volkspark brennen. Wäre nicht nur sportlich, sondern auch finanziell wichtig – denn der HSV kämpft um verdammt viel Kohle! Knapp drei Millionen Euro kassierte der „Dino“in dieser Pokal-Saison bislang durch Prämien und Zuschauere­innahmen. Das Gladbach-Spiel bringt weitere 1,6 Millionen durch Ticketverk­äufe (wird zwischen den Klubs geteilt). Siegt der HSV morgen, fließen weitere 2,55 Millionen Euro an DFB- und TV-Prämien. Verlockend­e Aussichten. Und dennoch, der Unbekümmer­theit, die durch das 0:8 in München flöten ging, trauert Gisdol nach. „Dieses Unbelastet­e ist jetzt leider weg“, weiß er. „Aber gewisse Schwankung­en gehören bei uns in dieser Saison dazu, das müssen wir wohl so hinnehmen. Diese Form der Schwankung kam aber auch für mich überrasche­nd.“

All das darf morgen in den Köpfen keine Rolle mehr spielen. Sonst droht der nächste Bauchklats­cher. Gisdols Kuschel-Kurs vor dem Kohle-Kracher soll das verhindern.

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Marcell Jansen (31) kommt gebürtig aus Mönchengla­dbach.
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Kommt in meine Arme! Wie hier beim Sieg in Leipzig will Trainer Markus Gisdol auch jetzt für seine Spieler da sein.

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