Volltreffer
Trotz Ausfällen im Ensemble überzeugt das Drama mehr als vor 15 Jahren Bier, Ballspiel und Beziehungen: Am
Nun fliegt sie wieder, „Die Möwe“von John Neumeier. 15 Jahre nach ihrer Uraufführung hat das in Tanz verwandelte Drama noch an Reife und Tiefe gewonnen. Dabei gab es noch kurz vor dem Start unerwartete Turbulenzen.
Sowohl der zur Premiere eingeplante Gaststar Alina Cojocaru als auch Hélène Bouchet, Erste Solistin im Hamburg Ballett, standen für die Titelrolle kurzfristig nicht mehr zur Verfügung; Letztgenannte wird wegen ihrer Schwangerschaft eine Weile pausieren. So übernahm die junge Emilie Mazon als sogenannte C-Besetzung – und verkörperte „Die Möwe“in idealer Weise.
Unerfahren, aber mit starkem Freiheitsdrang lässt sie sich in der Rolle der talentierten Tänzerin Nina von einem einflussreichen Choreografen verführen und stürzt damit ihren jungen Kollegen, der sie tatsächlich liebt, ins Unglück. Auf jenem Landgut, wo Anton Tschechow sein gleichnamiges Drama ansiedelt, lieben ohnehin alle falsch. Neumeier findet sowohl für die hoffnungsvolle Verliebtheit als auch für die darauf folgende Enttäuschung eine eindringliche Bewegungssprache. Liebe bedeutet in „Die Möwe“vor allem Schmerz.
Die jeweils passende Atmosphäre erzeugen Kompositionen von Tschaikowsky, Schostakowitsch, Skrjabin und der britischen Schlagzeugerin Evelyn Glennie.
Neben der erst 21-jährigen Protagonistin strahlt Marc Jubete als aufrichtig Liebender; Dario Franconi verwandelt sich in den schmierigen Verführer. Das Publikum reagierte bei der Wiederaufnahme-Premiere am Sonntagabend mit Standing Ovations. Staatsoper: 28.2., 2./3./9./10.3., 19.30 Uhr, 12.3. 18 Uhr, Dammtorstr., Karten 6-97 Euro, Tel. 35 68 68