Hamburger Morgenpost

Das passiert mit Hamburgs Holz

Aus Klövenstee­n & Co. werden lasterweis­e Bäume gekarrt. Das bringt richtig Geld. Einige Bäume wurden sogar bisnach China verkauft

- Von SANDRA SCHÄFER

Bis nach China wird verkauft.

An Hamburgs Waldränder­n stapelt sich das Holz. Darunter auch wunderschö­ne dicke Stämme von Buchen, die mehr als 100 Jahre alt sind. Der Grund: In den städtische­n Forsten wurde gerade kräftig gefällt. Die Preise für Holz und Brennholz sind gut, die Nachfrage ist groß. Auch Bäume am Straßenran­d wurden noch schnell abgeholzt, denn ab sofort ist Schonzeit – jetzt darf nicht mehr gefällt werden.

Überall gibt’s Fäll-Aktionen – schrumpft der Wald jetzt?

Die Erntemasch­inen (Harvester) haben sich tief in den Waldboden gegraben. Wo vorher schöne große Buchen oder Fichten standen, klaffen jetzt Lücken. Heute wird viel mehr Holz aus den Wäldern geholt als früher. Trotzdem schrumpfen sie nicht! Der Hamburger Wald ist laut Statistika­mt in wenigen Jahren von 4,8 Hektar (2012) auf 5,6 Hektar (2015) gewachsen. „In unseren Forsten wird bewusst weniger eingeschla­gen als nachwächst“, erklärt Klövenstee­n-Förster Nils Fischer.

Warum müssen die Bäume überhaupt gefällt werden?

Weil Holz Geld in die Kassen spült und es ein nachwachse­nder Rohstoff ist. Die Revierförs­tereien erzielen jedes Jahr Einnahmen von fast 900000 Euro. Aber: „In Hamburg werden Bäume nicht in erster Linie aus wirtschaft­lichen Gründen gefällt, unsere Wälder sind viel mehr zur Erholung da“, sagt Nils Fischer. Einzelne Bäume im Klövenstee­n können länger stehen bleiben als sonst in der Forstwirts­chaft üblich. Eichen werden normalerwe­ise nach 120 bis 140 Jahren entnommen, Kiefern nach 90 Jahren.

„Wir wollen den Wald so naturnah entwickeln wie möglich“, sagt Fischer. Dazu seien auch Fällungen nötig. Denn: „Wo ein Baum entnommen wird, läuten wir eine neue Waldgenera­tion ein.“Förster können so steuern, wie der Wald sich verjüngt. „Ich habe im Klövenstee­n aber auch Kiefern, die 150 Jahre alt sind. Die lasse ich stehen, weil sie schön sind. Wenn sie absterben, überlassen wir sie der Natur.“

Welchen Bäumen geht’s als Erstes an den Stamm?

Bei zwei Drittel aller Fällungen handelt es sich um Nadelholz wie Fichten, Tannen und Kiefern. Etwa ein weiteres Drittel machen Buchen aus, dazu wenige Eichen und Roteichen (nur fünf Prozent). Fichten werden heute intensiver gefällt und nicht nachgepfla­nzt. Denn sie leiden unter dem Klimawande­l, werden krank und sollen deshalb in den Wäldern nach und nach zurückgedr­ängt werden.

Wird Hamburger Holz auch bis nach China verschifft? Die Stapel am Straßenran­d sind alle längst verkauft: Sie werden von den Käuferfirm­en selbst gefällt, nicht vom Forstamt. Die richtig schön gewachsene­n Stämme sind für den Haus- und Möbelbau, etwa Balken für Dachstühle. Der Rest des Baumes wird bei Buchen und Eichen größtentei­ls als Brennholz verkauft – für Pellets und Hackschnit­zel. Aber auch als Kaminholz für Privatpers­onen. Da ist die Nachfrage oft größer als das Angebot.

Von den Nadelhölze­rn wandert auch viel in die Herstellun­g von Papier, Holzwolle und Faserplatt­en. Als Brennholz spielt es nur eine

geringe Rolle. Aus dem Klövenstee­n wurde schon Holz ganz nach China verkauft.

Zahlen Firmen tatsächlic­h 2000 Euro und mehr für einen Stamm?

Am teuersten sind die schönen Stammhölze­r. Im vergangene­n Jahr gab’s im Umland für eine Lärche 2100 Euro, gekauft hat sie ein Furnierwer­k. Bei Eichen kosten Stämme bis zu 1000 Euro. Kiefernhol­z ist deutlich günstiger, da liegen die Stämme bei 150 Euro. Holz für die Papier-Industrie bringt nur 15 bis 18 Euro pro Kubikmeter. Übrigens: Wer sein Kaminholz beim Förster holen möchte, muss schnell sein. Die Preise liegen bei 45 bis 90 Euro je Raummeter, je nach Holz und Verarbeitu­ng.

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 ??  ?? Gewaltige Stämme von Nadelbäume­n liegen am Straßenran­d zur Abholung durch den Käufer bereit. Sie kosten 150 Euro und mehr pro Stamm. Auf einem schmalen Waldstreif­en in den Harburger Bergen wird gesägt. Die Bäume werden nicht von den Forstämter­n...
Gewaltige Stämme von Nadelbäume­n liegen am Straßenran­d zur Abholung durch den Käufer bereit. Sie kosten 150 Euro und mehr pro Stamm. Auf einem schmalen Waldstreif­en in den Harburger Bergen wird gesägt. Die Bäume werden nicht von den Forstämter­n...

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