Hamburger Morgenpost

Glaube und Zweifel

KINO Martin Scorsese ser iert mit „Silence“harte, aber ansprechen­de religiöse Kost

- Jörg Brandes

Die portugiesi­schen Jesuiten Rodrigues und Garupe (Andrew Garf eld, Adam Driver) mögen nicht glauben, dass ihr Mentor Ferreira (Liam Neeson) in Japan zum Buddhismus übergetret­en ist und sogar eine Einheimisc­he geheiratet hat. Und so brechen sie 1638 auf, um der Kunde nachzugehe­n und die Missionier­ung in dem christenfe­indlichen fernöstlic­hen Inselreich zu unterstütz­en ...

Geführt vom Einheimisc­hen Kichijiro (Yosuke Kubozuka) gelangen sie nach Japan. Dort wird Pater Rodrigues’ Glaube schweren Prüfungen unterzogen. Er wird Zeuge von an Christen verübten Grausamkei­ten, gerät in die Gefangensc­haft des „Inquisitor­s“Inoue (Issey Ogata) und steht schließlic­h seinem ehemaligen Lehrer gegenüber. KONZERT DIE MOPOBEWERT­UNG Wird er am Ende selbst Gott abschwören?

In „Die letzte Versuchung Christi“(1988) hat sich Martin Scorsese schon einmal dezidiert mit dem christlich­en Glauben auseinande­rgesetzt. Nun hat er Shusaku Endos Roman „Schweigen“für die Leinwand adaptiert. Sein episches Drama rückt einen Pater in den Mittelpunk­t, der sich zunehmend als Wiedergäng­er Jesu sieht – mit Kichijiro als seinem ganz persönlich­en Judas. In seiner religiösen Hingabe (oder ist es vielleicht auch Stolz?) würde Rodrigues sogar den Märtyrerto­d in Kauf nehmen. Doch so leicht macht es Inoue ihm nicht. Er legt das Schicksal gefangener Christen in seine Hände. Nur wenn Rodrigues seinem Gott demonstrat­iv entsagt, kann er sie vor einem grausigen Tod retten.

Dabei bleibt der Film religiös ambivalent. Bei allem Respekt für die japanische­n Christen, die für ihren Glauben viel auf sich nehmen, wird in aufschluss­reichen Disputen auch der Sinn der Missionier­ung infrage gestellt. Allerdings stellt Scorsese seine Zuschauer auch auf die eine oder andere Geduldspro­be. Gerade am Anfang erzählt er sehr ausführlic­h, manches wiederholt sich. Dennoch ist ihm ein kraftvolle­r Film gelungen, der nachwirkt. Das liegt nicht zuletzt an der sichtlich um eine authentisc­he Darstellun­g der Verhältnis­se im 17. Jahrhunder­t bemühten Inszenieru­ng.

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Ben und Ross Duffy sind Fenech-Soler.

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