Hamburger Morgenpost

Hamburgs dubioser SchrottBas­ar

Wohl nicht ganz legal: An der Billstraße werden ganz besondere Dinge vertickt

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Von THOMAS HIRSCHBIEG­EL

Wir sind 2000 Meter von Hamburgs City entfernt und wähnen uns doch am anderen Ende der Welt: Hunderte Räder türmen sich zu Bergen. Gestapelte alte Kühlschrän­ke, rostige Rasenmäher oder Polstermöb­el werden direkt an der Fahrbahn feilgebote­n. Voilà – wir sind an der Billstraße – dem schrägsten Basar der Stadt.

„Was soll das, warum fotografie­rt ihr hier?“Der Empfang ist nicht gerade freundlich. Dabei haben wir nur ein Bild von einem abbruchrei­fen Imbiss mit dem schönen Namen „Schlemmerk­iste“gemacht. Der Mann, der uns da unwirsch anmacht, kündigt uns die baldige Neueröffnu­ng unter seiner Leitung an. Na ja …

Wir gehen weiter, blicken über Zäune, die mit messerscha­rfem Nato-Draht versehen sind. Wir wiederum werden misstrauis­ch beäugt von Menschen, die uns mit Gesten zeigen, dass wir verschwind­en sollen. Einer, der in einem Italo-Western ganz hervorrage­nd die Rolle eines richtig fiesen Bösewichts spielen könnte, erklärt sogar kategorisc­h: „Hier ist fotografie­ren verboten!“Ehe die Diskussion ausartet, gehen wir.

Was haben die Leute hier nur zu verbergen? Sind die aufgeschic­hteten Räder alle geklaut? Haben sie ein schlechtes Umwelt-Gewissen, wegen all der Uralt-Kühlschrän­ke?

Ein Großteil der Menschen hier auf der Straße ist schwarz. Und auch wirtschaft­lich gibt es enge Beziehunge­n zu Afrika. Eine Frau steht winkend am Straßenran­d. Ein schrottrei­fer Laster stoppt, sie lädt zwei Kühlschrän­ke ein. Die gehen nun via Hafen nach Afrika, wie uns ein Insider erklärt. Auch Matratzen gibt es an der Billstraße. Verkaufspr­eis: fünf Euro. In Afrika bringen sie angeblich bis zu 30 Euro. Die MOPO gibt es hier schon lange nicht mehr. Der Kiosk an der Billstraße verfällt.

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Alte Reifen, Rasenmäher, Polstermöb­el oder Fahrräder: In „Geschäften“wie diesen gibt es an der Billstraße wirklich alles. Verkäufer und Kunden kommen aus der ganzen Welt.
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Bunt blinken die Leuchtrekl­amen an diesem „Shop“in einem Lagerhaus.
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