Als Hamburg ein Bergwerk hatte
Wie im Pott wurde Braunkohle gefördert!
Von THOMAS HIRSCHBIEGEL
Glückauf in den Harburger Bergen! Ja, das gab es wirklich! Von 1919 bis 1923 wurde in Hausbruch Hamburgs einziges Bergwerk „Robertshall“betrieben – und fast 50 000 Tonnen Braunkohle gefördert. Der Heimatforscher Rolf Weiß (44) will jetzt an die unbekannte Episode der Hamburger Geschichte erinnern und sucht mit dem Metalldetektor nach Resten des Bergwerks.
Die Straße „Beim Bergwerk“ist nur ein paar Hundert Meter lang und schlängelt sich einen Hang hoch. Sie ist beinahe der einzige Hinweis, dass hier einmal bis zu 180 Mann in drei Schichten mit der Spitzhacke Kohle gefördert haben. Unweit des Schildes finden sich noch ein paar Mauerreste – Überbleibsel der Kohlewaschanlage. Denn das geförderte Material bestand zu etwa 40 Prozent aus Sand und musste gewaschen werden.
Aber der Reihe nach: 1915 war es die Witwe des Fuhrunternehmers Paul endgültig leid, zum Wasserholen von ihrem HangGrundstück unweit der „Sennhütte“immer ins Tal fahren zu müssen. Sie ließ Arbeiter einen Brunnen bohren. Und die stießen auf Braunkohle!
Die pfiffige Frau meldete den Fund beim Bergamt Celle und sicherte sich die Schürfrechte. Die verkaufte sie dann weiter an ein Dortmunder Bergbau-Unternehmen. Im Ersten Weltkrieg passierte erst mal nichts. Doch nach Kriegsende wurden Rohstoffe knapp, und 1919 entstand das Bergwerk „Robertshall“. Zwei Bergbauexperten („Steiger“) aus dem Oberharz wurden angeworben und leiteten den Abbau der Kohle, die sich in einer Tiefe von etwa 15 Metern befand. Der Abbau weiterer Braunkohle in 35 Metern Tiefe scheiterte an massiven Wassereinbrüchen.
Zunächst wurde die Kohle mit Lastwagen befördert, doch 1921 baute man eine 3,3 Kilometer lange SeilbahnFörderanlage quer durch den Wald bis nach Bostelbek. Von dort ging es dann mit Lastern in die nahe „Vereinigte Gummiwarenfabriken Harburg“. Das Unternehmen nahm die gesamte Produktion des Bergwerks ab.
Doch damit war es schon 1922 vorbei. Der Kohlepreis sank, der Betrieb wurde unrentabel. 1947 wurde erwogen, wieder mit dem Abbau zu beginnen. Immerhin lagerten noch bis zu eine Million Tonnen Kohle rund um den Wulmsberg. Doch dazu kam es nie. Die 25 Kilometer langen Schächte wurden verfüllt oder dem Verfall überlassen.
Große Einsturztrichter mitten im Wald erinnern noch an den Bergbau. Rolf Weiß, der in Hausbruch aufgewachsen ist, will heute bei einer Begehung dafür werben, dass auf das frühere Bergwerk hingewiesen wird. Er könnte sich eine Gedenktafel vorstellen – oder eine Lore als Denkmal. Am liebsten aber möchte er Bohrungen durchführen: Der Bergwerks-Experte geht davon aus, dass die gemauerten Schächte auch noch 95 Jahre nach der Schließung begehbar sind.
Heimatforscher Rolf Weiß möchte nach den Resten des Bergwerks suchen.