Hamburger Morgenpost

Der Sarg-Nagel der EU?

Hass auf Muslime und die EU: Geert Wilders stellt Holland auf den Kopf

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– Kein Schritt ohne Bodyguards und jeder Auftritt ein martialisc­hes Spektakel: Wenn sich Geert Wilders mal seinen Wählern zeigt, kriegen die was geboten. Ein paar rassistisc­he Klischees und politische Provokatio­nen fehlen auch nie. Der seltsame Politiker mischt die Niederland­e auf – und könnte zum Sargnagel für die EU werden.

Tabubrüche per Twitter, die absurde Frisur und eine heftige Abneigung gegen alle seriösen Medien: Geert Wilders ist Donald Trumps größter Fan, ein Radaubrude­r im Geiste. Seine „Partei für die Freiheit“(PVV) hat exakt ein Mitglied: Wilders selbst. So hat er es am liebsten: Es gibt keinen Widerspruc­h, niemand zweifelt die Weisheit des 53-Jährigen an.

Denn er braucht keine richtige Partei, um die Politik vor sich herzutreib­en. Wilders’ Thema sind der Islam und der EU-Ausstieg. Sonst hat er kaum Themen, das gesamte PVV-Programm steht auf einer DIN-A4-Seite. Der Islam ist für Wilders keine Religion, sondern eine „terroristi­sche Ideologie“. Moscheen will er sofort schließen, den Koran verbieten – und Flüchtling­e kann er natürlich auch nicht leiden: „Abschaum“nannte er kürzlich Marokkaner.

Systematis­ch schürt er ein Klima des Hasses: Anschläge auf Moscheen und Übergriffe auf Mädchen mit Kopftuch haben in jüngster Zeit in den Niederland­en dramatisch zugenommen. Wilders hat es geschafft, Flüchtling­e zum dominieren­den Thema des Wahlkampfe­s zu machen: Mit ein paar brutalen Sprüchen setzt er die Themen, vor allem der rechtslibe­rale Premier Mark Rutte folgt brav – beschimpft Migranten: „Verhalte dich normal oder geh weg.“Oder will plötzlich auch, dass alle Kinder in den Schulen stehend die Nationalhy­mne absingen – Wilders gefällt so was.

Für ihn ist die Wahl ein Testlauf: Sollte seine PVV vorn landen, wäre das eine Steilvorla­ge für Marine Le Pen. Und sollte die Rechtsextr­emistin gar Frankreich­s Präsidenti­n werden, ist die EU am Ende. Auch das gefällt Wilders: „Was jetzt in Holland passiert, wird sich danach in Frankreich, in Deutschlan­d wiederhole­n.“

Wilders-Biograf Meindert Fennema warnt davor, den Mann nicht ernst zu nehmen: „Er will auf demokratis­chem Weg den Rechtsstaa­t abschaffen.“Noch sind sich alle anderen Parteien in den Niederland­en einig: Egal, wie viele Stimmen Wilders bekommt – niemand wird ihm zur Macht verhelfen. Doch ein Wahlsieg des egozentris­chen Hasspredig­ers würde das Land weiter verändern, würde es rassistisc­her machen und zum Stolperste­in für die EU.

„Er will auf demokratis­chem Weg den Rechtsstaa­t abschaffen.“Wilders-Biograf Fennema

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