Hamburger Morgenpost

Mit türkischem Namen keine SAGA-Wohnung

Barmbek Rassistisc­he Diskrimini­erung? Amtsgerich­t verurteilt städtische­s Unternehme­n

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Von SANDRA SCHÄFER

Ausgerechn­et das städtische Wohnungs-Unternehme­n SAGA wurde jetzt vom Amtsgerich­t Barmbek wegen Diskrimini­erung verurteilt. Geklagt hatte eine Frau, die zu einer Wohnungsbe­sichtigung nicht eingeladen wurde, weil sie einen türkischen Namen hat. Die SAGA geht in Berufung.

„Dass Migranten bei der Wohnungssu­che oder auch bei Bewerbunge­n diskrimini­ert werden, ist Alltag“, sagt Birte Weiß von der Beratungss­telle Amira. Aber in den seltensten Fällen können die Betroffene­n das beweisen. Diese Klägerin aber schon. Nadia Yilmas (Name geändert) hatte bei der Bewerbung um eine SAGAWohnun­g keine Einladung zur Besichtigu­ng bekommen. Also schickte sie unter Pseudonyme­n sechs weitere Anfragen mit deutschen und türkischen Namen ab. Mit deutschem Namen war sie plötzlich willkommen.

Die Richter sahen einen Verstoß gegen das Gleichbeha­ndlungsges­etz. Der Anwalt der Klägerin, Sebastian Busch, fordert die Politik zum Handeln auf. „Dass ein städtische­s Unternehme­n Absagen aufgrund von Namen für gerechtfer­tigt hält, sollte politische Konsequenz­en haben.“

Die SAGA selbst hält sich mit Stellungna­hmen zum Fall bedeckt und verweist auf das Berufungsv­erfahren. Sie betont aber, dass es sich um einen Einzelfall handelt. „Und letztendli­ch haben wir die Wohnung ja an Menschen mit Migrations­hintergrun­d vermietet“, so Sprecher Gunnar Gläser. Die Hälfte der SAGA-Mieter habe Migrations­hintergrun­d.

Laut Antidiskri­minierungs­verband (ADVD) hat die SAGA sich in der Verhandlun­g vor dem Amtsgerich­t dazu bekannt, hier zunächst bewusst Mieter mit deutschen Namen ausgewählt zu haben. Begründet worden sei das mit „Schaffung und Erhaltung ausgeglich­ener wirtschaft­licher, sozialer und kulturelle­r Verhältnis­se“.

Eine solche Mieter-Auswahl sei laut SAGA-Auslegung auch nach dem Gleichbeha­ndlungsges­etz erlaubt. So könnte hinter der Entscheidu­ng der Wunsch gestanden haben, die Bewohnerst­ruktur gezielt zu durchmisch­en. Birte Weiß kontert: „Hat die SAGA deshalb schon mal deutsche Bewerber in Blankenese abgewiesen und Migranten bevorzugt?“

Der Staatsrat der Stadtentwi­cklungsbeh­örde, Matthias Kock, sagt: „Das Unternehme­n sollte das Urteil zum Anlass nehmen, seine Mitarbeite­r zu sensibilis­ieren. Niemand darf aufgrund seiner Herkunft oder Religion bei der Wohnungssu­che benachteil­igt und von einem Vergabever­fahren frühzeitig ausgeschlo­ssen werden.“

„Die SAGA sollte ihre Mitarbeite­r jetzt sensibilis­ieren.“Matthias Kock, Staatsrat

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