Auf zu den steilen Ufern von Møn
Die dänische „Schwester“von Rügen punktet als Naturparadies Schriftsteller Günter Grass war früher regelmäßig zu Gast
Günter Grass war ein regelmäßiger Gast auf der Insel Møn. Seit den 1970er Jahren kam der Nobelpreisträger immer wieder auf die schöne Insel im dänischen Teil der Ostsee. Hier hatte er ein Sommerhaus, von dessen Terrasse er weit übers Meer schauen konnte. Auf Møn entstanden Bücher, Zeichnungen, Aquarelle; und in den Arbeitspausen streifte Grass durch die Wälder, sammelte Pilze und Wurzeln und andere Dinge, die dann wiederum Eingang in seine Arbeit fanden. Man kann sagen, der Dichter pflegte hier sommers den Lebensstil eines Kunsthandwerkers vom Lande. Und wer will es ihm verdenken, dass es ihn immer wieder hierher zog – das malerische Eiland Møn lockt schließlich mit herrlicher Natur, mit Abgeschiedenheit und vielfältigen Erlebnissen. Weiße Kreideklippen, seichtes Wasser und Attraktionen für jedes Alter machen die dänische Ostseeinsel zu einem beliebten Reiseziel für die ganze Familie. Schon von Weitem sticht Møns Klint ins Auge, ein bis zu 128 Meter hoher Kreidefelsen im Osten der Insel. Majestätisch erheben sich die weißen Klippen über dem türkisgrünen Wasser der Ostsee.
Ob beim Paragliding oder beim Kajakfahren, auf einer Tour mit dem Mountainbike oder während eines Spaziergangs durch den Buchenwald – Møns Klint kann man auf vielfältige Weisen erleben. Møn wird manchmal auch als kleine Schwester von Rügen bezeichnet, wurden doch beide Inselgebiete zur selben Zeit durch tektonische Bewegungen an die Erdoberfläche gehoben.
Gleich bei Møns Klint sticht dem Besucher ein wahres Kleinod ins Auge. Schloss Liselund, ein klassizistisches Landhaus mitten in einem eng-
lischen Landschaftsgarten. Harmonisch fügt es sich in die hügelige Umgebung an der Hochwaldkante des Kliffs ein. Seit 1938 ist Schloss Liselund mit dem Park zugänglich. Im 18. Jahrhundert diente es dem Kammerherrn Calmette mit seiner Frau Elisabeth (genannt Lise) als Sommerresidenz für Festlichkeiten. Die Möblierung ist bis heute weitgehend im Original erhalten. Nicht verpassen sollte man einen Rundgang durch den dazugehörigen Park mit seinen exotischen Gewächsen und einem Teepavillon.
Wer auf Møn übernachtet, wird in der Regel ein Ferienhaus mieten. Beliebt sind die Häuser und Strände in Råbylille und Ulvshale. In Ulvshale gibt es einen Wald, der sich selbst überlassen wird und einen urwaldähnlichen Charakter besitzt. Esche, Buche und Ahorn wachsen hier, der Boden ist mit Farnen aller Art und mit Blaubeeren bedeckt.
Von hier aus ist es nicht weit zur Insel Nyord, einem wahren Paradies für Ornithologen. Die Salzwiesen vor Nyord sind ein wichtiger Rastplatz für viele seltene Wattund Zugvogelarten. Vom Vogelturm aus lassen sich Enten, Möwen und Seeschwalben beobachten, mit etwas Glück trifft man auch auf die Uferschnepfe oder einen Strandläufer.
Dank nachhaltiger Fischerei haben sich auf Møn viele Angelplätze als sehr beständig erwiesen. Große Meerforellen beißen ebenso wie Hecht oder Barsch. Verschiedene Reviere von Salzwasser über Brackwasser bis Süßwasser stehen zur Verfügung; es geht aufs offene Meer, an den Bodden oder zum See. Mehr Vielfalt kann man sich kaum wünschen.
Wer weiß, vielleicht ließ sich auch Grass von der Fischwelt inspirieren. Jedenfalls entstanden auf Møn Teile seines berühmten Romans „Der Butt“.