Warum werden so oft Windräder umgepustet?
Defekt an den Rotor-Reglern soll schuld an mysteriöser Unglücks-Serie sein
Grischow – Rotor- und Propeller-Teile liegen auf der Erde verstreut, vom 70 Meter hohen Mast steht nur noch ein Stumpf von 25 Metern. Der Einsturz eines Windkraftrades bei Grischow in Mecklenburg-Vorpommern Mitte Dezember war nur ein Beispiel in einer ganzen Serie von Windrad-Crashs. Experten haben laut „Spiegel“jetzt herausgefunden, was die Räder zu Fall brachte ...
Gleich bei vier Anlagen waren zwischen dem 11. Dezember und dem 3. Januar Windräder abgeknickt, so in Grischow und in Neu Wulmstorf (Niedersachsen). Ob Sturmböen oder technische Defekte schuld waren, darüber rätselten Experten und Gutachter.
Zumindest bei den Unglücksfällen in MecklenburgVorpommern und Niedersachsen scheint nun die Ursache geklärt: Höchstwahrscheinlich seien sie durch einen Defekt bei der sogenannten „Pitch-Regelung“umgeknickt, ergab eine Analyse der Firma Enertrag, eines Service-Anbieters im Bereich Erneuerbare Energien. In beiden Fällen seien die Rotorblätter zu spät aus dem Wind gedreht worden, heißt es in der Analyse weiter. Der Pitch-Regler sorgt dafür, dass die Rotorblätter automatisch aus dem Wind gedreht werden, wenn dieser zu stark weht. Weil dies zu spät geschah, seien die Masten dann wegen der „plötzlich auftretenden Überlast“umgeknickt, so Enertrag weiter.
Bei den etwa 15 Jahre alten Rädern ist noch ein hydraulisches und kein elektronisches System in Betrieb, das mehr Wartung erfordere. „Rund 150 der bundesweit insgesamt 27 000 Windkraftanlagen haben noch die alte Pitch-Regelung dieser Baureihe“, so Robert Döring von Enertrag zur MOPO. Doch reihenweise Unglücke mit Windrädern seien trotzdem nicht zu befürchten. „Es handelte sich nur um Einzelfälle. Werden die Anlagen regelmäßig gewartet, sind sie auch sicher, so wie etwa ein Gebrauchtwagen.“
Laut „Spiegel“waren auch bei den beiden anderen betroffenen Anlagen im Windpark Briest (Brandenburg) und im Windpark Sitten (Sachsen) die Pitch-Regler schuld am Umstürzen der Masten. Die Betreiber äußerten sich nicht zu der Analyse.