Feueranschlag auf ScholzBewacher
Vor dem Haus des Bürgermeisters: Polizei-Bus seiner Schutztruppe abgefackelt. Dreistes Bekennerschreiben von G20-Gegnern
„Greifen wir an, was uns unterdrückt!“Mit dieser kruden Begründung haben militante Gegner des G20-Gipfels in Hamburg in der Nacht zum Freitag einen Brandanschlag in Altona verübt – in unmittelbarer Nähe des Wohnsitzes von Bürgermeister Olaf Scholz (SPD). Ein Polizeiwagen, der zu seiner Wachmannschaft gehörte, brannte aus. Fast zeitgleich stand ein Fahrzeug der Gewerkschaft der Polizei (GdP) in Winterhude in Flammen.
Bürgermeister Olaf Scholz lebt in einer stillen Seitenstraße in Altona. Schon seit Jahren befindet sich ein Polizei-Container vor seiner Haustür. In ihm sitzen immer mindestens zwei Beam- te. Kollegen laufen rund um den Wohnsitz des Ersten Bürgermeisters Streife. Zu ihrem Einsatzort werden die Polizisten mit einem Mercedes Sprinter gebracht. Den parkten sie in der Nacht zum Freitag um die Ecke, konnten ihn aus ihrem Container heraus nicht beobachten.
Gegen 2.55 Uhr hörten die Beamten einen lauten Knall. Sie liefen um die Ecke und sahen, wie ihr Mannschaftswagen im Motorraum brannte. Schnell stand das ganze Auto in Flammen. Das Feuer griff auch auf einen VWTransporter und die Fassade eines kleinen Hotels über – die Hotelgäste mussten das Haus während der Löscharbeiten verlassen.
Genau 15 Minuten vor dem Anschlag in Altona hatten vermutlich die gleichen Täter an der Hindenburgstraße (Winterhude) einen Mercedes Vito der Gewerkschaft der Polizei angesteckt. Aus diesem Fahrzeug heraus werden Polizisten bei Großeinsätzen und Demos mit Snacks oder Getränken versorgt. GdP-Chef Gerhard Kirsch zu der Attacke: „Das sind skrupellose und feige Anschläge.“Joachim Len-
ders von der Deutschen Polizeigewerkschaft (DePolG): „Wer Fahrzeuge der Polizei oder von Polizeigewerkschaften in Brand setzt, hat in unserer Gesellschaft keinen Platz.“
Lenders sieht die Anschläge als „hinterhältige und feige Einschüchterungsversuche“von Polizeibeamten im Vorfeld des G20-Treffens im Juli in der Hansestadt. Dafür spricht auch das von der Polizei als echt eingeschätzte Bekennerschreiben, das gestern Nachmittag beim linksradikalen Internetportal „Indymedia“eintraf.
Unter der Überschrift : „In Hamburg sagt man Tschüss – auch zu Bullenkarren“bekannten sich die unbekannten Täter zu den Anschlägen. Sie verweisen auf getötete Demonstranten bei früheren G20-Gipfeln und enden mit „Vor dem Gipfel, während des Gipfels, nach dem Gipfel: Gegen Staat, Kapitalismus und jede Autorität!“Die Staatsschutzkripo ermittelt und bittet um Zeugenhinweise unter der Tel. 428 65 67 89.
Bürgermeister Olaf Scholz ist der am besten bewachte Mann Hamburgs. Trotzdem hat es immer wieder Attacken auf ihn gegeben. Bereits 2001, da war er SPD-Innensenator , wurde eine stinkende Substanz durch den Briefschlitz seiner Wohnung gekippt. 2007, da war er Bundesarbeitsminister, flogen Farbflaschen gegen seine Hausfassade. 2013 attackierten „Femen“-Aktivistinnen Scholz wegen seiner Flüchtlingspolitik bei einem Wahlkampfauftritt in einem Lokstedter Altenheim. 2014 griffen vermummte Gewalttäter das Haus von Scholz an und bewarfen es genauso wie den Polizei-Container davor mit Steinen und Flaschen. Scholz, dessen Wohnung über Panzerglas-Fenster verfügt, bekam von der Attacke nichts mit. Zum aktuellen Anschlag wollte sich der Bürgermeister gestern nicht äußern.