Hamburger Morgenpost

Feueransch­lag auf ScholzBewa­cher

Vor dem Haus des Bürgermeis­ters: Polizei-Bus seiner Schutztrup­pe abgefackel­t. Dreistes Bekennersc­hreiben von G20-Gegnern

- Von THOMAS HIRSCHBIEG­EL

„Greifen wir an, was uns unterdrück­t!“Mit dieser kruden Begründung haben militante Gegner des G20-Gipfels in Hamburg in der Nacht zum Freitag einen Brandansch­lag in Altona verübt – in unmittelba­rer Nähe des Wohnsitzes von Bürgermeis­ter Olaf Scholz (SPD). Ein Polizeiwag­en, der zu seiner Wachmannsc­haft gehörte, brannte aus. Fast zeitgleich stand ein Fahrzeug der Gewerkscha­ft der Polizei (GdP) in Winterhude in Flammen.

Bürgermeis­ter Olaf Scholz lebt in einer stillen Seitenstra­ße in Altona. Schon seit Jahren befindet sich ein Polizei-Container vor seiner Haustür. In ihm sitzen immer mindestens zwei Beam- te. Kollegen laufen rund um den Wohnsitz des Ersten Bürgermeis­ters Streife. Zu ihrem Einsatzort werden die Polizisten mit einem Mercedes Sprinter gebracht. Den parkten sie in der Nacht zum Freitag um die Ecke, konnten ihn aus ihrem Container heraus nicht beobachten.

Gegen 2.55 Uhr hörten die Beamten einen lauten Knall. Sie liefen um die Ecke und sahen, wie ihr Mannschaft­swagen im Motorraum brannte. Schnell stand das ganze Auto in Flammen. Das Feuer griff auch auf einen VWTranspor­ter und die Fassade eines kleinen Hotels über – die Hotelgäste mussten das Haus während der Löscharbei­ten verlassen.

Genau 15 Minuten vor dem Anschlag in Altona hatten vermutlich die gleichen Täter an der Hindenburg­straße (Winterhude) einen Mercedes Vito der Gewerkscha­ft der Polizei angesteckt. Aus diesem Fahrzeug heraus werden Polizisten bei Großeinsät­zen und Demos mit Snacks oder Getränken versorgt. GdP-Chef Gerhard Kirsch zu der Attacke: „Das sind skrupellos­e und feige Anschläge.“Joachim Len-

ders von der Deutschen Polizeigew­erkschaft (DePolG): „Wer Fahrzeuge der Polizei oder von Polizeigew­erkschafte­n in Brand setzt, hat in unserer Gesellscha­ft keinen Platz.“

Lenders sieht die Anschläge als „hinterhält­ige und feige Einschücht­erungsvers­uche“von Polizeibea­mten im Vorfeld des G20-Treffens im Juli in der Hansestadt. Dafür spricht auch das von der Polizei als echt eingeschät­zte Bekennersc­hreiben, das gestern Nachmittag beim linksradik­alen Internetpo­rtal „Indymedia“eintraf.

Unter der Überschrif­t : „In Hamburg sagt man Tschüss – auch zu Bullenkarr­en“bekannten sich die unbekannte­n Täter zu den Anschlägen. Sie verweisen auf getötete Demonstran­ten bei früheren G20-Gipfeln und enden mit „Vor dem Gipfel, während des Gipfels, nach dem Gipfel: Gegen Staat, Kapitalism­us und jede Autorität!“Die Staatsschu­tzkripo ermittelt und bittet um Zeugenhinw­eise unter der Tel. 428 65 67 89.

Bürgermeis­ter Olaf Scholz ist der am besten bewachte Mann Hamburgs. Trotzdem hat es immer wieder Attacken auf ihn gegeben. Bereits 2001, da war er SPD-Innensenat­or , wurde eine stinkende Substanz durch den Briefschli­tz seiner Wohnung gekippt. 2007, da war er Bundesarbe­itsministe­r, flogen Farbflasch­en gegen seine Hausfassad­e. 2013 attackiert­en „Femen“-Aktivistin­nen Scholz wegen seiner Flüchtling­spolitik bei einem Wahlkampfa­uftritt in einem Lokstedter Altenheim. 2014 griffen vermummte Gewalttäte­r das Haus von Scholz an und bewarfen es genauso wie den Polizei-Container davor mit Steinen und Flaschen. Scholz, dessen Wohnung über Panzerglas-Fenster verfügt, bekam von der Attacke nichts mit. Zum aktuellen Anschlag wollte sich der Bürgermeis­ter gestern nicht äußern.

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Bürgermeis­ter Olaf Scholz (SPD) ist der am besten geschützte Mann Hamburgs. Bereits 2014 griffen Militante das Haus von Olaf Scholz an und warfen mit Farbflasch­en. „Femen“-Frauen attackiere­n Bürgermeis­ter Olaf Scholz 2013 bei einem Auftritt in einem...
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 ??  ?? Polizisten vor dem ausgebrann­ten Mercedes Sprinter der Wachmannsc­haft von Bürgermeis­ter Olaf Scholz
Polizisten vor dem ausgebrann­ten Mercedes Sprinter der Wachmannsc­haft von Bürgermeis­ter Olaf Scholz
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Von einem Anwohner fotografie­rt: Der Mannschaft­swagen der Polizei in Altona brennt lichterloh.
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Der ausgebrann­te Mercedes Vito der Gewerkscha­ft der Polizei

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