Pogo-Party-Marathon
An zwei Abenden hintereinander bringen die Broilers die Sporthalle zum Ausflippen
Schon vor dem Konzert der
Broilers scheinen die meisten Fans in der Sporthalle einen hohen Alkoholpegel zu haben. Klar, sie wollen ihre Ska-Punk-Helden feiern. Wie die Band selbst ist auch ein Großteil des Publikums in die Jahre gekommen. Aber sobald die ersten verzerrten Gitarrenklänge am Donnerstag in den Ohren dröhnen, zeigen die älteren Semester der Jugend, wie man ein PunkKonzert zelebriert.
Bis zur Hallenmitte reicht das riesige Pogofeld, durch die Luft fliegen Bierbecher (wenige), TShirts und Pullis (erstaunlich viele). Dutzende Crowdsurfer lassen sich nach vorne tragen. Dass dabei so mancher von der pogenden Masse fallen gelassen wird oder kopfüber zwischen den hopsenden Leibern hängt, stört keinen. Das ist halt Punkrock.
Frontmann Sammy Amara kann für seine Rockerposen gar nicht weit genug in die Knie gehen. Er ruft: „Ich freue mich, dass wir in der Stadt der Sünde sind!“Und: „Uns macht die Scheiße hier Spaß!“Den Fans auch. Sogar Konfetti schmeißen einige.
Aber die Broilers wären nicht die Broilers, wenn sie nicht auch Kritik hinrotzen würden. „Jeder, der sagt, wir sollen nichts zu Politik sagen, weil wir keine Ahnung haben – fickt euch“, schreit Amara. „Wir sind Menschen und haben ein Recht auf eine Meinung.“Bevor „Zu den Wurzeln“vom neuen Album angestimmt wird, erzählt Amara, Sohn eines Irakers, wie er Rassismus erlebt hat. Seine Aufforderung: „Lasst uns Menschen nach Taten bewerten!“
Den heutigen Rechtsruck in Deutschland vergleicht er mit den 30er Jahren. Man sollte nicht auf die Mitläufer damals zeigen, sondern handeln: „Wir können heute beweisen, was wir anstelle unserer Großeltern getan hätten.“
Dann reicht es aber auch mit Politik. Zum Ende des fast zweistündigen Pogo-Marathons spielen die Punkrocker noch alte Hits. Und enden mit ihrer ersten Single „Schenk mir eine Blume“.