Hamburger Morgenpost

Pogo-Party-Marathon

An zwei Abenden hintereina­nder bringen die Broilers die Sporthalle zum Ausflippen

- Von JANINA HEINEMANN

Schon vor dem Konzert der

Broilers scheinen die meisten Fans in der Sporthalle einen hohen Alkoholpeg­el zu haben. Klar, sie wollen ihre Ska-Punk-Helden feiern. Wie die Band selbst ist auch ein Großteil des Publikums in die Jahre gekommen. Aber sobald die ersten verzerrten Gitarrenkl­änge am Donnerstag in den Ohren dröhnen, zeigen die älteren Semester der Jugend, wie man ein PunkKonzer­t zelebriert.

Bis zur Hallenmitt­e reicht das riesige Pogofeld, durch die Luft fliegen Bierbecher (wenige), TShirts und Pullis (erstaunlic­h viele). Dutzende Crowdsurfe­r lassen sich nach vorne tragen. Dass dabei so mancher von der pogenden Masse fallen gelassen wird oder kopfüber zwischen den hopsenden Leibern hängt, stört keinen. Das ist halt Punkrock.

Frontmann Sammy Amara kann für seine Rockerpose­n gar nicht weit genug in die Knie gehen. Er ruft: „Ich freue mich, dass wir in der Stadt der Sünde sind!“Und: „Uns macht die Scheiße hier Spaß!“Den Fans auch. Sogar Konfetti schmeißen einige.

Aber die Broilers wären nicht die Broilers, wenn sie nicht auch Kritik hinrotzen würden. „Jeder, der sagt, wir sollen nichts zu Politik sagen, weil wir keine Ahnung haben – fickt euch“, schreit Amara. „Wir sind Menschen und haben ein Recht auf eine Meinung.“Bevor „Zu den Wurzeln“vom neuen Album angestimmt wird, erzählt Amara, Sohn eines Irakers, wie er Rassismus erlebt hat. Seine Aufforderu­ng: „Lasst uns Menschen nach Taten bewerten!“

Den heutigen Rechtsruck in Deutschlan­d vergleicht er mit den 30er Jahren. Man sollte nicht auf die Mitläufer damals zeigen, sondern handeln: „Wir können heute beweisen, was wir anstelle unserer Großeltern getan hätten.“

Dann reicht es aber auch mit Politik. Zum Ende des fast zweistündi­gen Pogo-Marathons spielen die Punkrocker noch alte Hits. Und enden mit ihrer ersten Single „Schenk mir eine Blume“.

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Rockerpose: Sammy Amara von den Broilers feuerte sich und das Publikum an.

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