Alles muss raus!
Warum die komplette Einrichtung eines Millionen-Betrügers unter den Hammer kommt:
Alles muss raus: die MahagoniMöbel, die Bilder von Picasso und Chagall, die Meissener Porzellanfiguren und auch die Lampen von Tiffany. An der Elbchaussee Nummer 460 findet derzeit ein Ausverkauf der ganz exklusiven Art statt. In der Jugendstilvilla, die für 3,75 Millionen Euro verkauft werden soll, lebte einst der Fondsmanager Heinrich Maria Schulte (63). Doch mittlerweile sitzt der Ex-Chef von Wölbern Invest im Gefängnis.
Zwei riesige Löwenstatuen thronen vor der Einfahrt, die zu der prächtigen Jugendstilvilla führt. Ein „kleines“Traumschloss mit 388 Quadratmetern Wohnfläche – ganz in Weiß – auf einem 2100 Quadratmeter großen Grundstück. Eine kleine Souterrainwohnung gibt’s inklusive. „Für die Nanny“, sagt Auktionator Peter Lindenfeld, der mit der Villenauflösung beauftragt wurde.
Als nicht zu überdimensional und gemütliche „Perle“beschreibt der 58-Jährige die Luxusimmobilie mit drei Bädern. Ungern wird jedoch darüber gesprochen, wer das Schmuckstück so aufwendig saniert und hier einmal gewohnt hat.
Heinrich Maria Schulte war erfolgreicher Arzt, Medizinprofessor, Gesellschafter des Endokrinologikums Altona und kaufte sich 2006 das Hamburger Bankhaus Wölbern.
Als erfolgreicher Unterneh- mer war Schulte ganz oben angekommen und lebte auf großem Fuß. Er besaß ein Anwesen in Kampen auf Sylt, eine Wohnung in St. Peter Ording und eben auch die Villa an der Elbchaussee, die er für 2,5 Millionen Euro umbauen ließ. Schulte liebte Kunst, Schmuck, Reisen und guten Wein, er mietete eine Yacht für 72 000 Euro im Monat.
Doch dann kam der riesige Anlageskandal des siebenfachen Vaters ans Licht – Schulte fiel tief. 147 Millionen Euro hat der Ex-Wölbern-Chef aus geschlossenen Fonds veruntreut, nur 31 Millionen flossen zurück. Rund 50 Millionen Euro sollen für seinen exklusiven Lebensstil draufgegangen sein. Im April 2015 wurde Schulte vom Hamburger Landgericht zu 8,5 Jahren Haft verurteilt.
Wie schwer es für den einst strahlenden Geschäftsmann sein muss, jetzt in einer Zelle zu sitzen, kann erahnen, wer die glamouröse Villa betritt. Auch heute kann noch bis 19 Uhr geshoppt werden. Der Luxusflohmarkt besteht nicht nur aus Schultes früherem Hab und Gut – einiges kommt auch aus anderen Villenauflösungen. Ein gut gefülltes Portemonnaie braucht man aber in jedem Fall.