Hamburger Morgenpost

Der Mann, der den Rock erfand

Mick Jagger, Keith Richards, Bruce Springstee­n: Die großen Stars trauern um den Gründervat­er der harten Gitarrenmu­sik (†90)

- Von TILL STOPPENHAG­EN

Er war der wahre König des Rock’n’Roll, ein Idol für Musiker, die selbst zu Superstars wurden: Chuck Berry, der Mann, der den Rock erfand, ist tot. Der 90-Jährige starb am Sonnabend in der Nähe seiner Heimatstad­t St. Louis. Und die Musikwelt

trauert wie selten zuvor. „Er hat uns davon träumen lassen, Musiker zu werden“, schrieb Rolling Stones-Sänger Mick Jagger bei Twitter. „Chuck, du warst großartig und deine Musik ist in uns für immer eingravier­t.“Jaggers Bandkolleg­e Keith Richards fasste sich kürzer: „Eines meiner großen Lichter ist ausgegange­n“, schrieb der Gitarrist, der Berry 1986 als einen der ersten Musiker überhaupt in die Rock and Roll Hall of Fame eingeführt hatte, im Internet.

Bruce Springstee­n bezeichnet­e Berry als „besten Gitarriste­n und puren Rock'n'Roll-Schreiber, der je gelebt hat“. „Er war der unangefoch­tene König“, twitterte Guns N’Roses-Gitarrist Slash. Horror-Autor Stephen King schrieb, die Nachricht habe sein Herz gebrochen: „Aber 90 Jahre alt ist nicht schlecht für Rock'n'Roll.“Auch Ex-US-Präsident Bill Clinton und seine Frau zollten der Gitarren-Legende Respekt: „Hillary und ich lieben Chuck Berry, solange ich denken kann“, ließ er mitteilen. „Er hat unser Land und die Geschichte der Musik verändert.“

Folk-Ikone Bob Dylan hatte schon vor Jahren dem „Rolling Stone“gesagt, dass Berry „unersetzli­ch“sei. „Solan--

ge Chuck Berry da ist, ist alles, wie es sein soll.“John Lennon wird oft zitiert mit dem Spruch. „Wenn man den Rock’n’Roll umbenennen wollte, könnte man ihn Chuck Berry nennen.“Und auch für Soul-Star Stevie Wonder war die Sache klar: „Es gibt nur einen wahren King des Rock'n'Roll. Sein Name ist Chuck Berry.“

Elvis mag das Sexsymbol des Genres gewesen sein, doch Berry verkörpert­e mit seinen Songs dessen Mentalität. Seinen Durchbruch hatte er 1956 mit „Roll Over Beethoven“. Sein bekanntest­er Song aber ist „Johnny B. Goode“(1958). Unvergesse­n die Szene aus der Zeitreise-Komödie „Zurück in die Zukunft“, als der Held Marty mit dem Stück einen biederen Ball im Jahr 1955 aufmischt und der anwesende Musiker Marvin Berry seinen Cousin Chuck am Telefon mithören lässt: „Du bist doch auf der Suche nach ’nem neuen Song ...“

Dieser Film-Gag ist nur ein weiteres Beispiel, wie tief Berrys Musik in der Popkultur verwurzelt ist. Auch wenn der Musiker, der bis zuletzt an seinem nächsten Album arbeitete, das in seiner Autobiogra­fie ganz anders sah: „Meine Sicht ist, dass ich all das Lob, das ich für meine Errungensc­haften im Rock’n’Roll bekomme, nicht verdiene.“Da muss man dem Meister ausnahmswe­ise mal widersprec­hen.

 ??  ?? Bei diesem Mittdreißi­ger würden auch Schwiegerm­ütter zu Rockern werden: Berry um 1960 Das ist Rock’n’Roll: Kurz vor seinem 60. Geburtstag im Oktober 1986 schmeißt sich Chuck Berry lässig in Pose.
Bei diesem Mittdreißi­ger würden auch Schwiegerm­ütter zu Rockern werden: Berry um 1960 Das ist Rock’n’Roll: Kurz vor seinem 60. Geburtstag im Oktober 1986 schmeißt sich Chuck Berry lässig in Pose.
 ??  ?? Berry auf seiner Deutschlan­dTournee 2007
Berry auf seiner Deutschlan­dTournee 2007
 ??  ?? Der King of Pop und der wahre King of Rock: Chuck Berry (l.), damals Mitte 50, mit dem jungen Michael Jackson um 1980
Der King of Pop und der wahre King of Rock: Chuck Berry (l.), damals Mitte 50, mit dem jungen Michael Jackson um 1980
 ??  ?? Rolling-Stones-Gitarrist Keith Richards (l.) mit seinem großen Idol Chuck Berry im Konzertfil­m „Hail! Hail! Rock’n’Roll“von 1987
Rolling-Stones-Gitarrist Keith Richards (l.) mit seinem großen Idol Chuck Berry im Konzertfil­m „Hail! Hail! Rock’n’Roll“von 1987
 ??  ?? Mit seinem Rock’n’Roll-Kollegen Little Richard (l.) ging Chuck Berry (hier bei seinem 75. Geburtstag) mehrere Male auf Tournee.
Mit seinem Rock’n’Roll-Kollegen Little Richard (l.) ging Chuck Berry (hier bei seinem 75. Geburtstag) mehrere Male auf Tournee.

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