Der letzte Sieg der Brittany Maynard
Krebskranke kämpfte in den USA für Sterbehilfe. Kalifornien hat das umgesetzt. Die Mutter schrieb jetzt ein Buch über das Drama
Anaheim – Brittany Maynard (29) schaut in die Kamera. Ihr Gesicht ist von starken Medikamenten geschwollen. Sie weint, aber ihre Stimme ist entschlossen. Sie redet über ihren Krebs, sagt, dass sie in Würde sterben möchte – friedlich und selbstbestimmt. 2014 ist es so weit. Ihre Mutter hat jetzt ein bewegendes Buch geschrieben.
Das Video der krebskranken Amerikanerin aus Anaheim in Kalifornien geht vor drei Jahren um die Welt. Mehr als 11 Millionen Menschen schauen es an und Brittany wird zum Symbol der Sterbehilfe-Bewegung in den USA.
Wenige Zeit nach dem Video macht die junge Frau Ernst. Sie stirbt am 1. November 2014.
Erst ein Jahr zuvor war bei Brittany ein Gehirntumor entdeckt worden. Er war aggressiv und unheilbar. Die Ärzte gaben ihr nicht mehr viel Zeit. Höchstens sechs Monate. Mutter Deborah Ziegler erlebte die letzten Monate ihrer Tochter mit. Sie beschreibt die Qualen, aber auch die schönen Momente sowie den Weg ihres Kindes „in einen würdevollen Tod“. Als Buch-Titel wählte sie ein Zitat ihrer Tochter: „Die Welt ist ein schöner Ort“.
Deborah Ziegler sagt heute: „Wir müssen offen über diese Dinge reden, denn wenn wir schweigen, machen wie die Sache nur schlimmer. Ich wollte genauso freimütig sein, wie es Brittanys Art war. Sie hat nie etwas beschönigt, sie war sehr direkt und ehrlich.“
Brittany ist ihre einzige Tochter, die sie zeitweise alleine großzieht. Ein rebellischer Teenager sei sie gewesen, eine abenteuerlustige Weltreisende und eine begeisterte Bergsteigerin. Brittany heiratet 2012 ihren Mann Dan. Dann kommt der Krebs und die junge Frau weiß schnell, dass sie den Kampf gegen den Tumor nicht gewinnen kann. Sie zieht mit ihrem Mann und ihrer Mutter in den Nachbarstaat Oregon – dort ist Sterbehilfe erlaubt.
Die Krankheit schreitet voran. Ziegler erlebt schlimme Krampfanfälle ihrer Tochter. Unkontrollierte Wutausbrüche. Brittany greift ihre Mutter sogar an. Deborah Ziegler sagt heute: „Ich glaube, dass der Tumor in ihrem Gehirn sehr viel verändert hat.“2014 beschließt Brittany zu sterben. Sie legt genau fest, wie ihr Todestag
ablaufen soll, wen sie im Zimmer dabeihaben möchte. Wie sie die tödlichen Medikamente einnimmt. Brittany stirbt in ihrem Bett – an ihrer Seite ihre Mutter, ihr Mann sowie Freunde und Verwandte. Sie habe ihrer Tochter versprochen, den Kampf für ein würdevolles Sterben fortzuführen, sagt Ziegler. Die in Kalifornien lebende Buchautorin hält Vorträge, spricht mit Betroffenen, Ärzten, Politikern. Einer von Brittanys Wünschen hat sich bereits erfüllt: Ihr Heimatstaat Kalifornien hat die ärztlich begleitete Sterbehilfe inzwischen legalisiert. In zahlreichen anderen USStaaten sind entsprechende Gesetzesänderungen eingebracht worden.