Hamburger Morgenpost

Putin: Leichen pflastern seinen Weg

Wieder wurde ein Kritiker des russischen Präsidente­n im Exil ermordet

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Kiew – Am helllichte­n Tag unweit des Palast-Hotels im Herzen Kiews wurde vorgestern der Exil-Russe Denis Woronenkow ermordet. Der Abgeordnet­e der russischen Duma war zusammen mit seiner Frau erst im Dezember in die Ukraine geflohen. Kiews Generalsta­atsanwalt Juri Luzenko bezeichnet­e den Anschlag als „übliche demonstrat­ive Bestrafung des Kreml“. In der Tat ist die Liste prominente­r Kritiker des russischen Präsidente­n, die ermordet wurden, erschrecke­nd lang. Eine kleine Auswahl:

Denis Nikolajewi­tsch Woronenkow (45) und seine Frau Maria Maksakowa, eine bekannte Opernsänge­rin, flohen im Dezember 2016 in die Ukraine. Beide saßen zuvor als Abgeordnet­e in der russischen Duma. In der Ukraine bezeichnet­e Woronenkow im TV die Annexion der Krim als illegal, verglich Putins Regime mit Nazi-Deutschlan­d. Zudem galt er als wichtiger Zeuge im Prozess gegen den ukrainisch­en (moskautreu­en) Ex-Präsidente­n Viktor Janukowits­ch.

Pawel Scheremet

(45), ein ebenfalls aus Russland geflohener Journalist und Putin-Kritiker, fiel am 20. Juli 2016 in Kiew einem Bombenansc­hlag zum Opfer.

Boris Nemzow (55), PutinKriti­ker, Ex-Gouverneur und Chef der liberalen Jabloko-Partei, fiel am 27. Februar 2015 auf der Großen Moskwa-Brücke in Sichtweite des Kreml einem Pistolenat­tentat zum Opfer. Dort angebracht­e Überwachun­gskameras waren von vorbeifahr­enden Reinigungs­fahrzeugen blockiert worden. Bis heute wurden weder Täter noch Tatmotiv präsentier­t. Nemzow 2014 im ARD-Interview: „Putins Machthunge­r ist noch lange nicht gestillt. Russland ist ein Mafiastaat mit Putin an der Spitze ...“

Boris Beresowski (67) galt als Russlands „Staatsfein­d No. 1“, als er am 23. März 2013 tot in seinem Haus im Londoner Exil gefunden wurde – offenbar strangulie­rt. Als einer der mächtigste­n russischen Wirtschaft­sbosse hatte er sich zuvor offen gegen Putin gestellt.

Sergej Magnitski (37), ein russischer Wirtschaft­sprüfer, prangerte im Rahmen seiner Tätigkeit korrupte Machenscha­ften russischer Behörden an, daraufhin warf man ihn („Steuerhint­erziehung“) ins Gefängnis. Dort starb er 2009 unter mysteriöse­n Umständen.

Natalja Estemirowa (51) wurde 2009 nach einer Entführung regelrecht hingericht­et. Die Journalist­in und Menschenre­chtsaktivi­stin hatte Grausamkei­ten in Tschetsche­nien angeprange­rt.

Alexander Litwinenko (44) starb im November 2006 in London. Vermutlich beim Teetrinken wurde er mit einem hochgiftig­en radioaktiv­en Stoff vergiftet. Im Sterben macht er Putin verantwort­lich. Litwinenko hatte sich mit dem Kreml überworfen, war nach London geflohen und arbeitete später für den britischen Geheimdien­st MI6.

„Das war die übliche demonstrat­ive Bestrafung des Kreml.“Kiews Generalsta­atsanwalt

Anna Politkowsk­aja (48) wurde am 7. Oktober 2006 in Moskau erschossen. Die Journalist­in hatte für die Kreml-kritische „Nowaja Gaseta“über Menschenre­chtsverlet­zungen in Tschetsche­nien berichtet.

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Tatort Kiew: Die abgedeckte Leiche des vorgestern erschossen­en Exil-Russen Denis Woronenkow. Der Mörder wurde vom Leibwächte­r getötet. Radioaktiv vergiftet starb Alexander Litwinenko (l.) im November 2006, Boris Nemzow wurde 2015 erschossen. Russlands...

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