Hamburger Morgenpost

Präsident als Loser: Was nun, Mr. Trump?

Gesundheit­sreform geplatzt. „ObamaCare“bleibt. Böse Schlappe für den „Dealmaker“. Jetzt soll es an die Steuerrefo­rm gehen

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Washington – Das war ein ganz bitterer Tag für Donald Trump. Nach dem blamablen Scheitern des „TrumpCare“Projekts steht der amerikanis­che Präsident „besiegt, ausgebrems­t und mit leeren Händen“da, schreibt das USMagazin „Politico“. Der „Dealmaker Trump“sei völlig ineff zient gewesen, kommentier­t die „New York Times“. Wie geht es nun weiter in den USA?

Was ist geschehen? Im Kampf um die verhasste Krankenver­sicherungs­pf icht von Präsident Obama („ObamaCare“) verweigert­en bis zu 30 Republikan­er Trump die Gefolgscha­ft. Trump musste sein Ersatz-Modell zurückzieh­en, um eine vernichten­de Abstimmung­sniederlag­e im Repräsenta­ntenhaus zu vermeiden. „Wir müssen auf absehbare Zukunft mit ObamaCare leben“, räumte Paul Ryan, der „Speaker“des Parlaments, ein. Die demo-

kratische Opposition­sführerin Nancy Pelosi fühlte sich als Siegerin: „Ein großer Tag für das amerikanis­che Volk.“Wackelt Trumps Stuhl schon? Nein. Aber sein Image als Siegertyp und „Dealmaker“(Verhandlun­gskünstler) ist stark beschädigt. Er ist auf dem Boden der Realität in Washington und seiner eigenen, tief zerstritte­nen Partei angekommen. Wackeln dürfte dagegen der Stuhl von Paul Ryan, der es nicht schaffte, die Flügel der Republikan­er zu einen. War es das mit der Gesundheit­sreform? Nein. Trump bot den Demokraten an, nun gemeinsam ObamaCare zu reformiere­n. Von den Demokraten kamen ähnliche Signale. So könnte Trump es schaffen, den extrem konservati­ven Parteif ügel („Freedom Causus“) auszuboote­n. Ob das Angebot ernst gemeint ist, ist offen. Denn gleichzeit­ig drohte Trump zu warten, bis „ObamaCare“wegen zu hoher Kosten einfach „explodiert“. Was knöpft sich Trump als Nächstes vor? „Wir gehen jetzt sehr, sehr stark in Richtung große SteuerKürz­ungen und eine Steuerrefo­rm“, kündigte Trump nach dem Desaster an. „Die Gesundheit ist ein komplizier­tes Feld, die Steuerrefo­rm ist viel einfacher“, fügte Finanzmini­ster Steven Mnuchin hinzu. Geplant sind Kürzungen der Unternehme­nssteuern und der Steuern auf private Einkommen. Ein Entwurf sei bis Ende Juli möglich, hieß es. Wird das ein Erfolg? Auch hier gibt es tiefe Gräben in der eigenen Partei. Trump will die Unternehme­nssteuern von 35 auf 20 oder sogar 15 Prozent verringern, Steuerpriv­ilegien aber kappen. Gleichzeit­ig könnte es 20 Prozent Steuern auf Einfuhren aus dem Ausland geben. Das lehnen alle Konzerne ab, die auf viele Einfuhren für ihre Produkte angewiesen sind.

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Verzockt: Das Verhandlun­gsgenie des Donald Trump (70) hat versagt. Verlierer
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Sie kann sich als Siegerin fühlen: Nancy Pelosi (76), demokratis­che Opposition­sführerin Gewinnerin
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Sein Stuhl wackelt: „HouseSpeak­er“Paul Ryan (47) konnte die Partei nicht hinter Trump einen. Verlierer

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