Hamburger Morgenpost

Papa, du warst mir echt peinlich

Hier kriegt Truck Stop-Trommler Teddy Ibing seine väterliche­n Sünden aufs Brot geschmiert

- Rike Schulz Tel. 040/80 90 57-330 Handy 0172/408 19 57 vip@mopo.de PROMIS HAUTNAH

Yiiiheeaa! Ich hab ’nen Cowboy als Papa – und das in Jesteburg, der norddeutsc­hen Provinz. Was im Kindergart­enalter noch toll war, trieb dem Sohn später Schamesröt­e ins Gesicht.

Vom Styling liegen zwischen Daniel Ibing (30) und Truck Stop-Trommler Wolfgang „Teddy“Ibing (68) auch heute Welten. Geföhnte Großstadt trifft auf PrärieRoma­ntik: Der Sohn trägt konservati­ven Sakko-Schick samt Einstecktu­ch, die Haare in Form gelegt. Sein Vater lässt die graue Matte unterm Hut rauszuppel­n, am Hals des Musikers baumelt ein Western-Amulett.

Wie ist das, wenn Vaddern ein erfolgreic­hes Bühnen-Tier ist? Daniel, der als Projektlei­ter für IT-Software in einer Bank arbeitet: „Als Kind habe ich mir gewünscht, dass er einen normalen Beruf hat. Busfahrer oder so. Während andere Väter abends nach Hause kamen, war mein Papa auf Tournee. Auftritte statt Gute-Nacht-Geschichte­n vorlesen. Fand ich blöd.“

Schon in den 80er Jahren war Truck Stop eine gefeierte Country-Band. „Take it easy, altes Haus“oder „Der wilde, wilde Westen“liefen im Radio. Daniels Freunde wollten zum Spielen zu ihm – schließlic­h saß mit etwas Glück der Schlagzeug-Typ aus dem FernsehHit­parade auf der Couch.

„Klar, war es zunächst super, einen Cowboy zu Hause zu haben. Dann kam ich in die HipHop-Phase ...“Daniel lacht. Sein Vater sagt mit liebevolle­m Augenzwink­ern: „Mein Lütter trug Jeans-Buxen, die im Schritt bis in die Kniekehle hingen – was nicht so schlimm war, wie mein vom Barthaar zugewucher­tes Gesicht und der lange Ziegenfell­mantel.“Daniel: „Oh Gott, ja ...“

Unangebrac­ht fand der Sohn die heimischen Auftritte seines Erzeugers, wenn er ein Mädchen mitbrachte. „Papa wollte sich – mir zum Gefallen – von der besten Seite präsentier­en.“Bedeutet: „Er versuchte meinen Besuch mit derbem Humor zu unterhalte­n und servierte das halbe Bühnenprog­ramm. Das Schauspiel gipfelte oft darin, dass mein Vater in den Keller lief, seinen Schützen-Uniform anlegte und im Wohnzimmer aufmarschi­erte.“Voll peinlich! Aber: welche Eltern sind das nicht?

Teddy brachte dem Lütten Worte wie „Furzknoten“bei (zum Ärger der Lehrer) und vermittelt­e ihm die Liebe zur Musik. Bis heute sind die zwei ein trommelnde­s Top-Team. Wie Teddy sitzt sein Sohn am Schlagzeug. Gitarre kann er auch. Daniels Band Pashflow covert Rocksongs. Bei Truck Stop reist der 30-Jährige gern zu Konzerten mit, springt songweise an die Drums.

Nächste Woche erscheint das neue Truck Stop-Album „Made in Germany“, der Sound klingt frisch, modern. Teddy Ibing: „Wir haben die Trucker-Klischees weggelasse­n, packen alltagstau­gliche Themen an. Lieder für alt und jung.“Yiiiheeaa! Papa kann eben auch verdammt cool sein.

 ??  ?? Hanseaten-Look versus CowboyStyl­e: Daniel (30) und sein Vater Teddy Ibing (68) Damals in den 80er Jahren: der CountrySta­r und seine noch kleinen Kinder Daniel (6) und Lucas (2)
Hanseaten-Look versus CowboyStyl­e: Daniel (30) und sein Vater Teddy Ibing (68) Damals in den 80er Jahren: der CountrySta­r und seine noch kleinen Kinder Daniel (6) und Lucas (2)
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