Papa, du warst mir echt peinlich
Hier kriegt Truck Stop-Trommler Teddy Ibing seine väterlichen Sünden aufs Brot geschmiert
Yiiiheeaa! Ich hab ’nen Cowboy als Papa – und das in Jesteburg, der norddeutschen Provinz. Was im Kindergartenalter noch toll war, trieb dem Sohn später Schamesröte ins Gesicht.
Vom Styling liegen zwischen Daniel Ibing (30) und Truck Stop-Trommler Wolfgang „Teddy“Ibing (68) auch heute Welten. Geföhnte Großstadt trifft auf PrärieRomantik: Der Sohn trägt konservativen Sakko-Schick samt Einstecktuch, die Haare in Form gelegt. Sein Vater lässt die graue Matte unterm Hut rauszuppeln, am Hals des Musikers baumelt ein Western-Amulett.
Wie ist das, wenn Vaddern ein erfolgreiches Bühnen-Tier ist? Daniel, der als Projektleiter für IT-Software in einer Bank arbeitet: „Als Kind habe ich mir gewünscht, dass er einen normalen Beruf hat. Busfahrer oder so. Während andere Väter abends nach Hause kamen, war mein Papa auf Tournee. Auftritte statt Gute-Nacht-Geschichten vorlesen. Fand ich blöd.“
Schon in den 80er Jahren war Truck Stop eine gefeierte Country-Band. „Take it easy, altes Haus“oder „Der wilde, wilde Westen“liefen im Radio. Daniels Freunde wollten zum Spielen zu ihm – schließlich saß mit etwas Glück der Schlagzeug-Typ aus dem FernsehHitparade auf der Couch.
„Klar, war es zunächst super, einen Cowboy zu Hause zu haben. Dann kam ich in die HipHop-Phase ...“Daniel lacht. Sein Vater sagt mit liebevollem Augenzwinkern: „Mein Lütter trug Jeans-Buxen, die im Schritt bis in die Kniekehle hingen – was nicht so schlimm war, wie mein vom Barthaar zugewuchertes Gesicht und der lange Ziegenfellmantel.“Daniel: „Oh Gott, ja ...“
Unangebracht fand der Sohn die heimischen Auftritte seines Erzeugers, wenn er ein Mädchen mitbrachte. „Papa wollte sich – mir zum Gefallen – von der besten Seite präsentieren.“Bedeutet: „Er versuchte meinen Besuch mit derbem Humor zu unterhalten und servierte das halbe Bühnenprogramm. Das Schauspiel gipfelte oft darin, dass mein Vater in den Keller lief, seinen Schützen-Uniform anlegte und im Wohnzimmer aufmarschierte.“Voll peinlich! Aber: welche Eltern sind das nicht?
Teddy brachte dem Lütten Worte wie „Furzknoten“bei (zum Ärger der Lehrer) und vermittelte ihm die Liebe zur Musik. Bis heute sind die zwei ein trommelndes Top-Team. Wie Teddy sitzt sein Sohn am Schlagzeug. Gitarre kann er auch. Daniels Band Pashflow covert Rocksongs. Bei Truck Stop reist der 30-Jährige gern zu Konzerten mit, springt songweise an die Drums.
Nächste Woche erscheint das neue Truck Stop-Album „Made in Germany“, der Sound klingt frisch, modern. Teddy Ibing: „Wir haben die Trucker-Klischees weggelassen, packen alltagstaugliche Themen an. Lieder für alt und jung.“Yiiiheeaa! Papa kann eben auch verdammt cool sein.