Hamburger Morgenpost

WerderÄrzt­e haben mein Leben verpfuscht

- Von SIMONE PAULS

Er war ein Top-Sportler – nun ist er ein kranker Mann. Zwei Ärzte sind verantwort­lich dafür, dass der ehemalige Fußball-Profi Ivan Klasnic (37), der einst bei St. Pauli spielte, bereits seine dritte Spendernie­re benötigt. Das hat jetzt ein Gericht festgestel­lt. Der Hamburger bekommt eine hohe Entschädig­ung.

100000 Euro Schmerzens­geld sollen zwei Ärzte, sein Ex-Verein Werder Bremen sowie ein Reha-Zentrum an den Ex-Profi zahlen. Die Ärzte hätten Fehler gemacht, und deshalb hätten sich die Nierenwert­e verschlech­tert. Werder-Mannschaft­sarzt Götz Dimanski sei „für den Nierenverl­ust und die daraus resultiere­nden Folgen verantwort­lich“, so der Richter gestern.

Neun lange Jahre hat das Zivilverfa­hren vor dem Bremer Landgerich­t gedauert. Bei der Urteilsver­kündung war Klasnic nicht dabei. Der Hamburger war zu dieser Zeit bei der Dialyse, wo drei Mal die Woche sein Blut gewaschen wird.

Schon 2003 Ärzte die schlechten Nierenwert­e des Sportlers erkennen müssen, so die Richter. Aber so richtig fühlte sich offenbar niemand zuständig. Der Mannschaft­sarzt informiert­e die Internisti­n nicht über den Befund. Die wiederum – zuständig für die alljährlic­he Untersuchu­ng auf Sporttaugl­ichkeit – habe sich die Laborwerte gar nicht erst angesehen. Beide Mediziner haben die Vorwürfe zurückgewi­esen.

Die Ignoranz hatte dramatisch­e Folgen: 2007 spendete die Mutter des Fußballers ihre Niere. Sein Körper nahm das Organ jedoch nicht an. Er bekam dann eine Niere des Vaters. 2008 reichte der Profi Klage ein. Seine Frau wetterte damals in einem Interview, dass der Werder-Arzt die Werte vielleicht bewusst verharmlos­t habe, weil ihr Mann für den Verein unverzicht­bar war.

Noch ist das Urteil nicht rechtskräf­tig. Die Beklagten müssen nicht nur das Schmerzens­geld zahlen, sondern auch für die Behandlung­skosten aufkommen. Außerdem hat Ivan Klasnic Anspruch auf Schadeners­atz. Die Höhe muss in einem weiteren Verfahren ermittelt werden. Klasnic hatte seinen Schaden auf 1,1 Millionen Euro beziffert.

Mit dem Urteil ist Ivan Klasnic zufrieden. „Ich habe diesen Ausgang erwartet“, sagte er der MOPO. „Für mich ist es eine Genugtuung. Viele haben mich anfangs belächelt, weil sie dachten, dass eine Klage gemehr gen Ärzte erfolglos sei.“Seit September 2016 muss der Hamburger drei Mal pro Woche zur Dialyse, weil das Organ seines Vaters nicht richtig arbeitet. Klasnic hofft auf eine dritte Spendernie­re. Durchschni­ttliche Wartezeit: sieben Jahre.

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Richter Clemens Bolay verkündete gestern seine Entscheidu­ng.
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Der Hamburger spielte unter anderem für den FC St. Pauli und für Werder Bremen.

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