Aua! St. Pauli fehlt in Aue der Biss
Kiezklub enttäuscht im Abstiegskrimi und rutscht auf Relegationsplatz ab Trainer Ewald Lienen schimpft: „Wir waren zu passiv und zu schläfrig!“
Bitterer Rückschlag für den FC St. Pauli und ein ganz schlimmer Start in die weichenstellende Englische Woche: Beim direkten Mitkonkurrenten FC Erzgebirge Aue gab es vor 10 000 Zuschauern eine verdiente 0:1 (0:1)-Niederlage und dadurch das Abrutschen auf den Relegationsplatz.
Damit haben die Kiezkicker in den letzten drei Spielen nur einen einzigen Punkt geholt. Waren die Leistungen beim 1:2 gegen Union Berlin und beim 0:0 gegen Hannover 96 noch absolut okay, so muss man sich in der Verfassung von gestern Abend große Sorgen machen – Abstiegskampf muss anders aussehen.
Aziz Bouhaddouz (GelbSperre) und Cenk Sahin (Erkältung) fehlten den Hamburgern an allen Ecken und Enden. Das Offensiv-Duo konnte nicht einmal ansatzweise ersetzt werden, entsprechend wenig ging nach vorn. Aber auch sonst lief verdammt viel schief.
„Dass wir verloren haben, lag nicht an den Spielern, die zuletzt nicht von Anfang an gespielt haben“, erkannte Kapitän Lasse Sobiech, der in der zweiten Minute nach einem Eckball von Waldemar Sobota nur knapp drüber geköpft hatte, „es war das Problem der gesamten Mannschaft“.
Die ersten zehn Minuten wirkten noch ganz ansehnlich, doch dann konnte sich Aue ein Übergewicht verschaffen. „Diese Phase haben wir verpennt“, fand Philipp Ziereis, der an Sobiechs Seite den Vorzug als zweiter Innenverteidiger erhalten hatte und als einer von wenigen zu überzeugen wusste. „Da haben wir uns den Schneid abkaufen lassen“.
Trainer Ewald Lienen war völlig enttäuscht von der Vorstellung seiner Truppe in den ersten 45 Minuten: „Wir waren zu passiv und zu schläfrig, hatten nicht den Biss und die Aggressivität der vergangenen Wochen. Dadurch haben wir dem Gegner immer wieder die Möglichkeit gegeben, nach vorn zu kommen.“
Dass die Braun-Weißen in Rückstand gerieten, war irgendwie logisch, auch wenn das Glück den fußballerisch limitierten Gastgebern half. Den Schuss von „Deutschland-Schreck“Dimitrij Nazarov konnte Ziereis noch abfälschen. Doch dann gelang Aues Nicky Adler ein grandioses Tor: Er beförderte den Ball per Fallrückzieher ins lange Eck (28.). „Das wird bestimmt Tor des Monats“, meinte der machtlose St. Pauli-Keeper Philipp Heerwagen. Und Sobiech, der in der Nähe des Schützen gestanden hatte, bedauerte: „Ich kam da nicht mehr hin. Das hat er einfach gut gemacht.“
Nach der Pause korrigierten die Braun-Weißen ihr erbärmliches Auftreten – ohne zwingend zu werden. Lienen: „Wir haben das Spiel dann dominiert, es aber nicht geschafft uns klarste Torchancen herauszuarbeiten.“Die Ausnahme: Der Lattenschuss nach des eingewechselten Jan-Marc Schneider (70.). Nun blicken (zwangsweise) alle nach vorn. Sobiech: „Wir müssen den Rückschlag schnell wegstecken. Am Dienstag gegen Sandhausen muss der Baum brennen.“