Der Poet mit der Hornbrille
Heinz Rudolf Kunze (60) stellte in der Laeiszhalle seine neuen Songs vor
„Immer noch herrlich dieser Spielort – trotz Elbphilharmonie.“Heinz Rudolf Kunze hat die Lacher auf seiner Seite. Umso mehr, als der Mann mit der ewig gleichen WillyBrandt-Frisur und Hornbrille dann noch anfügt: „Und ich als Dinosaurier kann es mir nicht verkneifen zu sagen: Guten Abend, Musikhalle!“Da jubelt das Publikum in der gut gefüllten Laeiszhalle – Dinos haben wir doch irgendwie schon immer gemocht.
Zumal der Rückgriff auf alte Zeiten allenfalls musikalisch gilt, wenn er für sein neues Programm „Deutschland“eine Reise nicht nur durch die eigene Pop- und Rockgeschichte unternimmt: In seinen (Zwischen)Texten ist der 60-Jährige kritisch und aktuell wie eh und je, sucht die Auseinandersetzung mit Zeitgeist und Befindlichkeiten.
Was zwar das Mitsing-Potenzial weitgehend auf die Hit-Zugaben „Dein ist mein alle ganzes Herz“und „Finden Sie Mabel“reduziert, doch dem Schriftsteller HRK dafür umso mehr Aufmerksamkeit beschert, wenn der Wortgewaltige etwa Trump und seine alternativen Fakten mit Biss und Witz seziert. Oder für einen Auf- und Umbruch wirbt – in der Rückbesinnung auf Werte wie Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft.
Seine vierköpfige Band „Verstärkung“beschert wie gewohnt einen handwerklich ordentlichen und satten Sound – für die musikalische Überraschung indes sorgen die drei klassischen Streicher, die seinen nachdenklichen, bisweilen tiefsinnigen Texten ein reduziertes, doch dafür umso intensiveres melodisches Gewand verpassen.
Denn wie hat Kunze auf seinem jüngsten Album so treffend festgestellt: „Das Paradies ist hier…“Das hätten an diesem Donnerstagabend sicher viele Anwesende bestätigt.
„Ich als Dinosaurier darf noch sagen: ,Hallo, Musikhalle!‘“Heinz Rudolf Kunze (60)