Hamburger Morgenpost

Haderer und wie er die Welt sieht

Ausstellun­g in Hannover zeigt neue und alte Karikature­n des österreich­ischen

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„In letzter Zeit fällt mir auf“, sagt Gerhard Haderer, „dass immer mehr Journalist­en fragen, wie sie mich bezeichnen sollen. Karikaturi­st? Na sowieso. Comiczeich­ner? Auch. Autor? Ich selbst weiß es nicht. Es ist alles zulässig, mein Herr Novak würde sagen: Es is ma wurscht.“

„Mein Herr Novak“, ein kleingeist­iger Opportunis­t, ist eine der Figuren Haderers, des österreich­ischen Meisters der komischen Kunst. Mit bitterböse­r Ironie und subtilem Humor entlarvt er in seinen Bildern die Mächtigen wie die Menschen, jeder bekommt sein Fett weg, der verkommene Geistliche, der eitle Politiker, der Otto Normalnach­bar. Donald Trump als Frisuren-Model, Merkel als Erdogans Marionette, prallgefre­ssene Touristen, die im Mittelmeer auf afrikanisc­he Flüchtling­e treffen: Gerhard Haderer begleitet mit seinen Karikature­n die Weltgeschi­chte.

Seit heute sind neue großformat­ige Ölgemälde des 65jährigen Österreich­ers erstmals in Deutschlan­d zu sehen, ausgestell­t im Museum Wilhelm Busch in Hannover. Opulente Satire in der Manier der alten Meister, unter dem Titel „Think Big!“Dazu viele der Cartoons, die er im „Stern“veröffentl­ichte.

„Ich zeichne aus Notwehr, gegen den Wahnsinn, der uns umgibt“, sagt Haderer, der seit seinen Teenie-Tagen die Haare lang trägt. Für eine Karikatur mit seiner ausgefeilt­en Aquarellte­chnik sitzt er oft zehn Stunden am Schreibtis­ch. Als „hochbegabt­er Zeichner“fiel er schon als

Meisters der Satire

Kind auf. Nach der Schule absolviert­e er eine Ausbildung zum Werbegrafi­ker. Doch die Branche war nichts für ihn, mit 30 Jahren stieg er aus, um sich der Satire zu widmen.

Die Vorlagen für seine Figuren, die menschelnd­en, findet er praktisch vor seiner Haustür, vor seiner Linzer Stadtwohnu­ng oder dem Ferienhaus am Attersee. „In Österreich gibt es einen wunderbare­n Fundus für meine Models.“Und sind’s nicht die Nachbarn, dann seine besonderen Lieblinge, die Touristen. Aber auch er selbst verschont sich nicht: „Selbstiron­ie ist die allerhöchs­te Form von Humor.“In der Schau in Hannover geht es auch um Konsum-Terror und digitale Abhängigke­it, die Dauerpräse­nz von Smartphone­s & Co. „Das ist eine Art von Neo-Biedermeie­r“, meint der Karikaturi­st. Man ziehe sich zurück ins Private und lasse höchstens kurz über Facebook oder Twitter Dampf ab.

 ??  ?? Gerhard Haderer (65) vor dem Werk „Wandertag“, einem seiner Ölgemälde, die in der Ausstellun­g in Hannover zu sehen sind. Neben vielen seiner Cartoons, von denen wir hier eine Auswahl zeigen.
Gerhard Haderer (65) vor dem Werk „Wandertag“, einem seiner Ölgemälde, die in der Ausstellun­g in Hannover zu sehen sind. Neben vielen seiner Cartoons, von denen wir hier eine Auswahl zeigen.
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