Mitarbeiter klagen an: McDonald’s macht arm!
Tarif-Zoff um „Hungerlohn“: Burger-Ketten, Starbucks & Co. bieten nur 3 Cent über dem Mindestlohn.
Von OLAF WUNDER Wenn Sie sich das nächste Mal bei Nordsee ein Fischbrötchen kaufen, bei McDonald’s einen BigMac oder Chicken Wings bei KFC, dann halten Sie vielleicht mal einen Moment inne und denken daran, was für einen harten Job die Leute auf der anderen Seite der Theke machen und wie wenig Geld sie dafür bekommen. Von „Hungerlöhnen“in der Systemgastronomie spricht Jonas Bohl (35), Pressesprecher der Gewerkschaft „Nahrung – Genuss – Gaststätten“(NGG).
Bei den laufenden Tarifverhandlungen hat der Bundesverband der Systemgastronomie, der auch Unternehmen wie Burger King und Pizza Hut vertritt, ein Angebot gemacht, das von den Mitarbeitern als Schlag ins Gesicht gewertet wird. Die Mitarbeiter in der untersten Lohngruppe – und ihr gehört das Gros aller Beschäftigten an – sollen demnach künftig 8,87 Euro pro Stunde verdienen. Jahresumsatz in Deutschland: 900 Mio. Euro
Das sind ganze drei Cent mehr als der gesetzliche Mindestlohn.
Die Antwort der Gewerkschaften: Warnstreiks. Am Sonnabend gingen die Mitarbeiter von McDonald’s in Hamburg auf die Straße (MOPO am Sonntag berichtete). Darunter auch der Betriebsratsvorsitzende Erkan Parlar (49), der davon berichtete, es sei schwer, mit seinem Gehalt eine Familie zu ernähren. Als er sich um eine Drei-Zimmer-Wohnung in Neugraben bewarb, habe der Vermieter auf den Gehaltszettel geschaut und gesagt: „Das ist zu wenig.“Und das bei einer Vollbeschäftigung.
3,14 Milliarden Euro Umsatz macht die Burger-Kette in Deutschland jährlich. Öffentlichkeitswirksam unterstützt die McDonald’s Kinderhilfe bedürftige Familien. Aber die eigenen Mitarbeiter Jahresumsatz: 65,8 Mio. Euro
bekommen Löhne, von denen sie kaum leben können. Warum? Eine Anfrage der MOPO beantwortete die Pressestelle gestern – gelinde gesagt – Jahresumsatz: 202 Mio. Euro
ausweichend. Kein Wort, wie das Unternehmen die Hungerlöhne rechtfertigt, stattdessen Public-Relations-Blabla: „McDonald’s als Arbeitgeber ermöglicht seinen Mitarbeitern eine große Vielfalt an Chancen.“Von „qualitativ hochwertiger Ausbildung“und „guten Chancen, sich zur künftigen Führungskraft“weiterzuentwickeln, ist die Rede. Der Pressesprecher betont noch, dass er sich einen schnellen Tarifabschluss wünscht. Das war’s.
Für die Gewerkschaft NGG ist klar: „Drei Cent über dem Mindestlohn – auf dieser Basis wird es keinen Abschluss geben.“Sollten sich McDonald’s, Burger King, Nordsee & Co. bei der vierten Verhandlungsrunde an diesem Donnerstag nicht deutlich bewegen, „dann werden wir uns überlegen, wie wir darauf reagieren“, so Bohl. Schlagkraft scheint NGG zu haben. „Seit Jahren gewinnen wir im Bereich Systemgastronomie Mitglieder hinzu.“
Das dürfte auch so weitergehen, denn die Wut der Beschäftigten wächst. Das jüngste Tarifangebot nennt NGG-Gewerkschaftssekretärin Anne Widder „blanken Hohn“. Widder prangert Jahresumsatz: 298 Mio. Euro
„fiese Tricks“an, deren sich McDonald’s bediene. So habe sich die Burger-Kette sogar erdreistet, die Anhebung der Gehälter auf Mindestlohn-Niveau als „Lohnerhöhung“zu verkaufen.
Sechs Prozent mehr Gehalt und für die Leute der untersten Lohngruppe mindestens neun Euro pro Stunde – das ist es, was NGG bei den Tarifverhandlungen mindestens erreichen will. Ansonsten: Streik! Kann gut sein, dass die Fritteusen von McDonald’s & Co. bald mal einige Zeit kalt bleiben.