Nonsens-Revue – mit Vorsicht zu genießen
Anfangs nervtötend, später aber ein herrlicher Quatsch: „Passionsspiele“
Dass im Schauspielhaus keine strengen „Passionsspiele“stattfinden, auch wenn der Titel genau das verspricht, war natürlich zu erwarten: An dieser theatralischen Wundertüte könnte auch das Etikett „Hamlet“, „Faust“oder „Hurz“flattern. Es geht nicht darum, ein Stück aufzuführen, sondern ums Gegenteil: Was machen Schauspieler, wenn der eiserne Vorhang klemmt und sie plötzlich ohne Textbuch dastehen?
Nachdem also der alttestamentarische Stammbaum deklamiert und die 30 Silberlinge an den Jesus-Verräter Judas bezahlt worden sind, kommt die „Passion“zum abrupten Halt, und die „Spiele“beginnen: Jesus erzählt schlechte Witze, und auch die anderen versuchen sich glücklos als Pausenfüller – sie singen, tanzen, schneiden Grimassen. Auf dem Vorhang leuchtet der Horror-Satz: „Wir bitten um etwas Geduld.“
Das klingt alles nicht nur nervtötend, das ist es stellenweise auch. Zugleich hat diese Nonsens-Revue von Schauspieler Bastian Reiber und seinen Kollegen tolle Einfälle. Selbst der leibhaftige Bjarne Mädel („Tatortreiniger“) tritt auf, darf aber nicht mitmachen und muss sich wieder verziehen. Je weiter die 75 Spielminuten voranschreiten, desto mehr Sinn ergeben sie. Ein herrlicher Quatsch, allerdings mit Vorsicht und Nachsicht zu genießen. Schauspielhaus: 16./22.4., 12.5., Karten 9-29 Euro, Tel. 24 87 13