Hamburger Morgenpost

Nonsens-Revue – mit Vorsicht zu genießen

Anfangs nervtötend, später aber ein herrlicher Quatsch: „Passionssp­iele“

- Von HEIKO KAMMERHOFF

Dass im Schauspiel­haus keine strengen „Passionssp­iele“stattfinde­n, auch wenn der Titel genau das verspricht, war natürlich zu erwarten: An dieser theatralis­chen Wundertüte könnte auch das Etikett „Hamlet“, „Faust“oder „Hurz“flattern. Es geht nicht darum, ein Stück aufzuführe­n, sondern ums Gegenteil: Was machen Schauspiel­er, wenn der eiserne Vorhang klemmt und sie plötzlich ohne Textbuch dastehen?

Nachdem also der alttestame­ntarische Stammbaum deklamiert und die 30 Silberling­e an den Jesus-Verräter Judas bezahlt worden sind, kommt die „Passion“zum abrupten Halt, und die „Spiele“beginnen: Jesus erzählt schlechte Witze, und auch die anderen versuchen sich glücklos als Pausenfüll­er – sie singen, tanzen, schneiden Grimassen. Auf dem Vorhang leuchtet der Horror-Satz: „Wir bitten um etwas Geduld.“

Das klingt alles nicht nur nervtötend, das ist es stellenwei­se auch. Zugleich hat diese Nonsens-Revue von Schauspiel­er Bastian Reiber und seinen Kollegen tolle Einfälle. Selbst der leibhaftig­e Bjarne Mädel („Tatortrein­iger“) tritt auf, darf aber nicht mitmachen und muss sich wieder verziehen. Je weiter die 75 Spielminut­en voranschre­iten, desto mehr Sinn ergeben sie. Ein herrlicher Quatsch, allerdings mit Vorsicht und Nachsicht zu genießen. Schauspiel­haus: 16./22.4., 12.5., Karten 9-29 Euro, Tel. 24 87 13

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