Die Zahl der Raucher steigt
Fast eine Milliarde Menschen greifen weltweit zum Glimmstängel
Berlin – Fast eine Milliarde Menschen qualmen. Mit 16,3 Millionen Rauchern liegt Deutschland in der Top 10 der Staaten mit den meisten Rauchern weltweit. Das ist ein Ergebnis der Studie einer Expertengruppe, veröffentlicht im Fachblatt „The Lancet“. Obwohl weltweit weniger geraucht wird als früher, gibt es – bedingt durch das stetige Bevölkerungswachstum – mehr Raucher auf der Welt.
Die Studie „Global Burden of Disease“stellt fest, dass der Anteil der Raucher an der Gesamtbevölkerung zwischen 1990 und 2015 um fast ein Drittel zurückgegangen ist – auf 15,3 Prozent. Die Forscher, die mehrere große Datenbanken ausgewertet haben, begründen den Rückgang damit, dass viele Länder mittlerweile den Kampf gegen das Rauchen aufgenommen haben.
Aber: Griffen 1990 noch 870 Millionen Menschen täglich zur Zigarette, waren es im Jahr 2015 schon 933 Millionen. Bei den Männern sind es 25 Prozent, bei den Frauen nur 5,4 Prozent. Anders in Deutschland: Hier konsumieren 19,4 Prozent der Mädchen und Frauen sowie 25,2 Prozent der Jungen und Männer täglich Tabak. In Österreich sind es sogar noch mehr: Hier rauchen 22,7 Prozent der Frauen und 30 Prozent der Männer.
Dies sei nicht verwunderlich, denn in Deutschland werde vergleichsweise wenig für die Tabakprävention getan, sagt Ute Mons, die die Stabsstelle Krebsprävention des Deutschen Krebsforschungszentrums leitet. „So ist Deutschland zum Beispiel das einzige Land in Europa, das noch uneingeschränkt Tabakaußenwerbung erlaubt.“Länder wie Australien und Brasilien zeigten indes, wie ein erfolgreicher Kampf gegen das Rauchen aussehen könne. Eine konsequente Prävention, Tabaksteuererhöhungen, umfassender Nichtraucherschutz und Werbeverbote hätten dort zu einem starken Rückgang des Raucheranteils geführt, so Mons.
Weltweit etwa 6,4 Millionen Todesfälle sind nach Aussage von Mons auf das Rauchen zurückzuführen. „Die geburtenstarken Jahrgänge der 1950er- und 1960er-Jahre, von denen vergleichsweise viele zur Zigarette gegriffen haben, kommen jetzt in ein Alter, in dem das Risiko für tabakbedingte Erkrankungen besonders hoch ist, was zu einem Anstieg der Todesfälle führen wird.“
Jeder siebte Todesfall in Deutschland gehe auf Kosten des Rauchens, sagt Sven Schneider von der Uni Heidelberg. Bei Maßnahmen zur Prävention liege Deutschland unter den 32 europäischen Nationen auf Platz 31, knapp vor Österreich.
„Jeder zweite Raucher wird letztendlich an einer Krankheit sterben, die durch Rauchen verursacht wurde“, meint Onno van Schayck, Professor für Präventionsmedizin an der Uni Maastricht. Und spitzt zu: Wenn man ein Produkt erfände, das so viele Tote verursacht, würde es sofort verboten werden.