Hamburger Morgenpost

Ihr seid Helden!

Nach dem Terror von Dortmund: Die BVB-Profis zeigen beim 2:3 gegen Monaco Herz und Courage.

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Dortmund – Fieberhaft wurde am Tag nach dem Sprengstof­fanschlag auf den Mannschaft­sbus von Borussia Dortmund nach Tätern und Motiv gesucht. Verdichtet hat sich laut Bundesanwa­ltschaft eine islamistis­che Spur. Zwei Männer sind ins Visier der Ermittler geraten, gegen einen wurde noch gestern Haftbefehl beantragt. Dem beim Anschlag verletzten Dortmunder Abwehrspie­ler Marc Bartra geht es besser.

Nicht nur Fußball-Deutschlan­d war schockiert, als sich am Dienstagab­end die Nachricht verbreitet­e, dass es einen Sprengstof­fanschlag auf den vollbesetz­ten Mannschaft­sbus des BVB gegeben hatte.

Gestern präsentier­te Frauke Köhler, Sprecherin der Bundesanwa­ltschaft, die stets im Terrorfall die Ermittlung­en übernimmt, erste Ergebnisse: Demnach waren die drei Sprengkörp­er, die um 19.15 Uhr in einer Hecke am Straßenran­d versteckt explodiert­en, als der Bus passierte, zusätzlich mit Metallspit­zen gespickt. Die Sprengwirk­ung betrug mehr als 100 Meter, so Köhler. Und es war wohl glückliche Fügung, dass es nur einen Verletzten gab. So hatte sich ein Metallstif­t in die Kopfstütze eines Sitzes gebohrt. Weitere Fragen:

Wer bekennt sich zur Tat? Am Tatort fanden sich drei Bekennersc­hreiben mit identische­m Text und einem islamistis­chen Bezug. „Im Namen Allahs, des Gnädigen, des Barmherzig­en“, heißt es da. Gefordert wird ein Ende der Aufklärung­sflüge deutscher Tornados über Syrien und die Schließung der USAirbase in Ramstein. Die Echtheit dieser Schreiben wird geprüft. Ein ebenfalls aufgetauch­tes Bekennersc­hreiben linksradik­alen Ursprungs stößt laut Köhler indes auf „erhebliche Zweifel“.

Wer wurde festgenomm­en?

Nach MOPO-Informatio­nen handelt es sich bei dem Festgenomm­enen um einen 25jährigen Iraker aus Wuppertal. Bei ihm sowie einem ebenfalls aus dem islamistis­chen Spektrum stammenden 28-jährigen deutschen Konvertite­n aus Fröndenber­g (Kreis Unna) wurden die Wohnungen durchsucht. Beiden stehen nach MOPOInform­ationen dem „Islamische­n Staat“nahe. Den Behörden liegen zudem Hinweise vor, dass sich mindestens eine der beiden Personen im Tatzeitrau­m in der Nähe des Anschlagso­rtes aufgehalte­n haben könnte.

Was spricht für eine salafistis­che Urhebersch­aft, was dagegen? Dagegen spricht, dass den Sprengkörp­ern am Ende glückliche­rweise die Durchschla­gskraft fehlte, um größeren Schaden anzurichte­n. Vermutlich wurde hier Sprengstof­f aus frei erhältlich­en Chemikalie­n gemischt. Auch klingt die Argumentat­ion des Bekennersc­hreibens vergleichs­weise linkisch. Wenn überhaupt, dann handelt es sich hier vermutlich um radikalisi­erte Einzelgäng­er, die von sich aus unter der „Marke“Islamische­r Staat operierten.

Warum geraten ausgerechn­et Fußball-Profis ins Visier? Ab sofort stünden Sportler und andere Prominente „in Deutschlan­d und anderen Kreuzfahre­r-Nationen“auf einer „Todesliste des Islamische­n Staates“– heißt es im Schreiben. Weil es den Regisseure­n des Terror in erster Linie um größtmögli­che Wirkung geht, versuchen sie, Events oder Prominente zu attackiere­n. Zudem erhoffen sie von solchen Angriffen eine größtmögli­che Empörung in der Öffentlich­keit und eine Spaltung der Gesellscha­ft. Erklärtes Ziel ist es, Nicht-Muslime gegen Muslime zu mobilisier­en.

Wie geht es dem Opfer? Nach dem Speichenbr­uch im rechten Handgelenk und seinen zahlreiche­n Splitterve­rletzungen wurde der spanische BVB-Abwehrspie­ler Marc Bartra in einem Dortmunder Krankenhau­s operiert und befindet sich auf dem Weg der Besserung. Er freue sich darauf, dass ChampionsL­eague-Spiel gegen AS Monaco im Fernsehen zu verfolgen „und drückt seinen Teamkolleg­en die Daumen“, teilte er mit.

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Polizeibea­mte sicherten gestern in Dortmund eine Straße.
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