Abdul muss draußen bleiben!
Eidelstedt Sportstudio weist Abdul N. (21) ab – seine Freunde mit deutschen Namen dagegen sind willkommen
Das Angebot klingt verlockend: Fitness, Wellness und Kurse ab 14,99 Euro pro Monat gibt es im Benefit-Studio in Eidelstedt. Doch diese Offerte gilt nicht für jeden: Migranten müssen offenbar draußen bleiben.
Abdul N. (Name geändert) ist 21 Jahre alt. Ein junger attraktiver Mann, der bei der Post in einer Führungsposition arbeitet und viele Freunde hat. Weil die meisten seiner Kumpels bei Benefit in Eidelstedt Sport machen, beschloss N. kürzlich, ebenfalls ins Fitnessstudio am Hörgensweg einzutreten.
Abdul N. vereinbarte telefonisch einen Termin für die Anmeldung. Doch als er pünktlich um 16 Uhr zum vereinbarten Zeitpunkt eintraf, wurde er am Tresen erst mal auf die Wartebank verwiesen. Irgendwann trat eine Trainerin zu ihm und erklärte in barschem Ton: „Eine Anmeldung ist heute nicht mehr möglich. Du brauchst einen Termin.“
Dann schlug sie ihm einen neuen Termin einen ganzen Monat später vor. Abdul N. war verwirrt. „Wie kann es sein, dass ich für eine Anmeldung, die zehn Minuten dauert, einen Monat warten muss?“Daraufhin entgegnete die Trainerin nur unfreundlich: „Man kann immer nach dem Warum fragen.“
Abdul N. fuhr nach Hause. Er fühlte sich veräppelt. Sein Verdacht: Möglicherweise ist sein mediterranes Äußeres der Grund für die Ablehnung. Der 21-Jährige kam als Vierjähriger mit seinen Eltern aus dem Libanon nach Deutschland, ist mittlerweile aber längst deutscher Staatsbürger.
Abdul N. sprach mit seinen Freunden darüber. Gemeinsam beschlossen sie, der Sache auf den Grund zu gehen. Zunächst ließ N. seine Freundin Christina anrufen – sie bekam direkt am nächsten Tag einen Termin für eine Anmeldung in dem Fitnessstudio. Um auszuschließen, dass Frauen bevorzugt werden, rief später ein Freund von Abdul N. mit sehr deutschem Vornamen an. Auch er bekam direkt für den nächsten Tag einen Termin.
Für Abdul N. und seine Freunde war die Sache klar. Dennoch starteten sie erneut einen Versuch, den sie diesmal sogar auf Video aufzeichneten. Auf dem Film, der der MOPO vorliegt, ist Mahmud zu sehen, ein Verwandter Abdul N.s, der anders als er einen deutlich arabischen Akzent hat. Als Mahmud bei Benefit anruft und nach einem Termin zur Anmeldung fragt, wird er vertröstet.
In einem zweiten Video ruft Abdul N. bei Benefit an und nennt sich „Tim Schumann“. Er bekommt einen Termin am nächsten Tag.
Tatsächlich scheint das kein Einzelfall zu sein. Die „Neue Osnabrücker Zeitung“berichtete im Februar 2014 von einem ähnlichen Fall im örtlichen BenefitStudio. Dort wurden zwei türkischstämmige Cousins schriftlich abgelehnt mit der Begründung: „Aufgrund der aktuellen Mitgliedersituation konnten wir Sie leider nicht berücksichtigen.“Dabei lief zum gleichen Zeitpunkt eine Kampagne zur Werbung neuer Mitglieder.
Einen Brancheninsider, den die MOPO dazu befragt, überrascht das nicht. „Benefit ist für seine Auswahlkriterien bekannt“, sagt er. „Die wollen lieber keine Flüchtlinge, keine Migranten, keine Muskeltypen und auch keine Tätowierten.“Die MOPO berichtete vergangenes Jahr über zwei Männer, denen Benefit das Training im Muskelshirt untersagte. Doch sollten die Rassismus-Vorwürfe stimmen, wäre das eine neue Dimension.
„Das verstößt gegen das Grundgesetz!“, sagt Abdul N. Er überlegt, sich an die Anti-Diskriminierungsstelle zu wenden. Der 21-Jährige: „Mich hat die Sache sehr getroffen. Man hört solche Geschichten immer nur von Türstehern auf dem Kiez. Mir ist so etwas bisher noch nie passiert.“
„Die Sache hat mich persönlich sehr getroffen.“Abdul N. (21)