Box-Legende stirbt im Heim: Hat die Behörde versagt?
Sozialverband kritisiert Wohn-Pflege-Aufsicht
Gammelige Zähne, faulende Wunden, urinund kotbeschmutzte Wäsche – die Zustände im Seniorenpflegeheim „Emilienhof “in Wandsbek sind unfassbar. In diesem Heim starb am Sonntag BoxOlympiasieger Dieter Kottysch im Alter von 73 Jahren. Seine Tochter und Mitarbeiter der Pflegeeinrichtung erheben Vorwürfe, dass Kottysch vernachlässigt wurde. Nun meldet sich der Sozialverband Deutschland (SoVD) zu Wort.
Klaus Wicher, Landesvorsitzender des SoVD Hamburg, macht die städtische Wohn-Pflege-Aufsicht für die Vernachlässigung verantwortlich: „Die Aufsicht nimmt die vorgeschriebenen jährlichen Prüfungen nicht in allen Hambur- ger Einrichtungen vor.“Wicher beruft sich auf die Antwort des Hamburger Senats auf eine Kleine Anfrage der CDU aus diesem Februar. Demnach wurde voriges Jahr nur rund ein Drittel der 345 Hamburger Wohneinrichtungen für Senioren kontrolliert. Vielleicht sogar weniger, denn es ist nicht ersichtlich, welche Einrichtungen mehrfach überprüft wurden.
„Die mangelnde Kontrolle führt dazu, dass Missstände zu spät entdeckt werden“, so Wicher. „Es muss mehr Prävention geben.“Der SoVD fordert deshalb „unangemeldete, anlassunabhängige Prüfungen“mit einheitlichen Bewertungskriterien sowie mehr Pflegepersonal.
Im Fall „Emilienhof“ist die Pflegeaufsichtsbehörde tätig geworden. Eine Sprecherin sagte, die Defizite seien bekannt: „Die Gesamtsituation im Emilienhof entspricht nicht in allen Bereichen den gesetzlichen Anforderungen.“Es gilt ein Aufnahmestopp, die Zahl schwer Pflegebedürftiger soll verringert werden.