Hamburger Morgenpost

Stell Dir vor, es ist auswärts ...

... und alle gehen hin! St. Pauli will so unbelastet wie in der Fremde spielen

-

Tor, Tor, Millerntor! In der heißen Phase des Klassenkam­pfes ist die Aufpolieru­ng der miesen Heimbilanz für das sportliche Überleben unabdingba­r. Es ist spät, aber noch nicht zu spät dafür.

Abstiegska­mpf ist immer auch Kopfsache. Die Psyche gewinnt an Einfluss. Und so ist es nicht verwunderl­ich, dass das Thema Heimbilanz beim FC St. Pauli ein heikles ist. Von einem Heim-Komplex will vor der Partie am Ostersonnt­ag gegen Würzburg niemand etwas wissen. Nur keine Problemati­sierung, die zu Verkrampfu­ng führen könnte.

Die unbestechl­ichen Fakten: St. Pauli hat in dieser Saison 14 Heimspiele bestritten, davon drei gewonnen, fünfmal Remis gespielt und sechsmal verloren bei 15:13 Toren. Platz 16 in der Heimtabell­e. Man muss nicht leidgeprüf­ter Dauerkarte­nbesitzer sein, um zu dem Urteil zu kommen: inakzeptab­el.

„Sicher ist da noch Luft nach oben“, weiß Christophe­r Buchtmann. „Aber wenn wir dranbleibe­n, kann es ein entscheide­nder Faktor im Kampf um den Klassenerh­alt sein, die Spiele zu Hause zu gewinnen.“

Die mentale Einstellun­g ist mindestens so wichtig wie die taktische Ausrichtun­g. Im Fall der Kiezkicker geht es vor allem darum, mit dem Gefühl in die Partien zu gehen, etwas gewinnen zu können und nicht mit der lähmenden Furcht, etwas zu verlieren zu haben.

Manchmal helfen psychologi­sche Kniffe. Das Wollen hervorhebe­n, das Müssen kleinreden. Risiken verdrängen, Chancen fixieren, den Erfolg visualisie­ren.

Stell Dir vor, es ist auswärts – und alle gehen hin! Mit der einmal mehr frenetisch­en Heimkuliss­e im Rücken möglichst unbelastet, befreit wie in der Fremde aufspielen – und punkten. Von den 18 Punkten in der Rückrunde hat St. Pauli zehn auf Reisen geholt. Der Trend geht fremd: In den vergangene­n sechs Spielen holten die Braun-Weißen sechs ihrer acht Punkte „on the road“.

Die Verantwort­lichen tun alles, um Druck von der Mannschaft zu nehmen. „Wir wissen auch, dass wir am Millerntor nur drei Spiele gewonnen haben“, sagt Geschäftsf­ührer Andreas Rettig, betont jedoch: „Aber das ist nicht entscheide­nd, ob wir am Ende die Punkte zu Hause holen, ob wir sie auswärts holen. Die Gesamtpunk­tzahl ist für mich entscheide­nd.“

Plausibel. Auch wenn diese nüchterne Logik so manchen treuen Heim-Fan schmerzen mag. Die verhältnis zwischen Support und Siegen korrigiere­n. „Wir können auch in den verbleiben­den Spielen auf unsere Fans zählen“, sagt Waldemar Sobota. „Sie werden uns bis zur letzten Sekunde pushen und alles tun, damit wir die Abstiegsrä­nge hinter uns lassen. Wir wollen die letzten

 ??  ?? Jubel in der Fremde: Lasse Sobiech feiert sein Tor in Braunschwe­ig.
Jubel in der Fremde: Lasse Sobiech feiert sein Tor in Braunschwe­ig.
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany