„Der Tod ist nicht wichtig“
Hollywood-Legenden im Interview: Michael Caine (84) und Morgan Freeman (79)
Zusammengerechnet haben sie in rund 200 Filmen mitgewirkt. In dem US-Komödien-Remake „Abgang mit Stil“stehen die Schauspieler Michael Caine (84) und Morgan Freeman (79) schon zum sechsten Mal gemeinsam vor der Kamera. Darin planen die beiden Hollywood-Legenden einen Banküberfall, weil ihre Firmenrente gestrichen wurde. Im MOPO-Interview plaudern beide über Konkurrenz beim Dreh, den Ruhestand und die Angst vor dem Tod.
MOPO: Sie beide drehen offenbar gern miteinander. Was macht die gute Zusammenarbeit aus?
Michael Caine: Die Gelassenheit zwischen uns. Das ist anders, als wenn zwei junge Schauspieler an einem Film zusammenarbeiten. Ich erinnere mich an früher, da gab es große Spannungen. Und diese Entspannung zu erreichen, machte drei Viertel des Schauspieljobs aus. Das konnten wir uns jetzt sparen. Wir kennen uns seit Jahren und haben sechs Filme zusammen gemacht. Wir mögen uns sehr und es ist ein Wunder, dass sie uns überhaupt dafür bezahlen. Gibt es noch sowas wie Konkurrenz am Set? Morgan Freeman: In unserem Alter nicht mehr. Caine: Nein. Uns fehlt es ja an nichts. Mir fällt nichts ein, was einer von uns hat, was der andere nicht hat. Freeman: Naja, eins hab ich doch, was du nicht hast: Urenkel. Caine: Ja! Ich hab nur Enkel. Empfinden Sie noch sowas wie Druck? Freeman: In der Öffentlichkeit empfinde ich Druck. Denn ich kann nicht mehr einkaufen und nicht mehr spazieren gehen. Das ist für mich eine Belastung.
Caine: Ich gehe noch spazieren.
Ich setze eine Baseballmütze auf und dann erkennt niemand, wer ich bin.
Freeman: Das ist unglaublich. In New York City habe ich einmal den Verkehr lahmgelegt. Ich halte kurz an, schon haben alle ihre Kamera draußen. Finden Sie Selfies aufdringlich?
Freeman: Sehr aufdringlich! Die kommen einfach an und knipsen sich mit dir.
Caine: Fotos zu machen stört mich nicht. Aber Fotos zu unterschreiben, das hasse ich. Denn ich weiß, dass die verkauft werden. 75 bis 100 Dollar kostet ein Autogramm von mir im Internet. Ich hab gerade auf meinem Smartphone geschaut. Einmal hab ich ein Autogramm gegeben und der Typ konnte meinen Namen nicht lesen. Da fragt er mich: Wie heißen Sie? Wie erholen Sie sich? Caine: Ich habe drei Enkel,
„Ich habe das Glück, meine Zeit mit einer relativ jungen Lady verbringen zu dürfen.“Morgan Freeman (79)
mit denen entspanne ich. Außerdem bin ich Koch und Gärtner. Ich koche also mit meinen eigenen Zutaten. Dann weiß ich, dass alles organisch ist.
Freeman: Ich spiele Golf. Und ich trainiere regelmäßig. Und zwischen Training und Golf habe ich das Glück, meine Zeit mit einer relativ jungen – jünger als ich jedenfalls – unglaublich attraktiven Lady verbringen zu dürfen. Und das ist sehr belebend. Im Film sprechen Sie offen über das Altern und den Tod. Ist das etwas, was Sie auch im richtigen Leben beschäftigt und vielleicht sogar besorgt? Freeman: Ob ich mir über den Tod Sorgen mache? Kein Stück. Warum sollte ich? Caine: Um Himmels willen, nein. Du musst sowieso irgendwann abtreten. Das ist überhaupt nicht wichtig. Was treibt Sie nach all den Jahren
noch an zu arbeiten?
Freeman: Ich weiß nicht, was ich sonst machen sollte. Ruhestand? Bloß nicht! Wenn das Telefon für mich als Schauspieler irgendwann nicht mehr klingelt, dann will ich Regisseur sein oder Produzent. Selbst wenn ich im Rollstuhl sitze.
Caine: Ich werde immer nur Schauspieler bleiben, weil ich gern früh Feierabend mache. Und als Regisseur muss man immer länger bleiben. Bis heute ist mein Antrieb: Kann ich besser sein, als im letzten Film?
„Ich bleibe Schauspieler, weil ich gerne früh Feierabend mache.“Michael Caine (84)