Hamburger Morgenpost

Kompliment­e an die Küche!

Irre gut: Die südamerika­nischen Spezialitä­ten in der „Cantina Popular“

- Von NADINE RINKE

Lokale, die mit dicken Namen punkten wollen, sind ja oft: enttäusche­nd egal. Und doch gibt’s immer wieder Prominente, die Restaurant­s eröffnen. Auch die Schanze hat jetzt mit der „Cantina Popular“so einen Laden. Dahinter stecken unter anderen Heinz Strunk und Karl-Heinz Dellwo. Und die machen so einiges richtig.

Früher war hier am Schulterbl­att mit dem „Hin & Veg“ein vegetarisc­her Imbiss untergebra­cht – jetzt werden Rinderherz­en am Spieß serviert. Überhaupt ist die „Cantina Popular“nichts für Zartbesait­ete: Die Einrichtun­g ist mit „schön bunt“freundlich beschriebe­n, die Betreiber haben Tanzkapell­en(Strunk) und Terrorismu­svergangen­heit (Dellwo) und das Essen – Spezialitä­ten der südamerika­nischen Küche – haut aromatisch rein wie in wenigen Hamburger Restaurant­s. Und das ist unbedingt als Kompliment zu verstehen.

Wir starten mit peruanisch­em Lager aus der Flasche (0,33 l/4,80 Euro) und drei Tapas-großen Gerichten: „Ceviche de lubina“(roh marinierte­r Wolfsbarsc­h mit Süßkartoff­elpüree, 9,50 Euro), den erwähnten Rinderherz­en (8 Euro) und „Costillas“, geschmorte­r Schweineri­ppe mit Chimichurr­i-Salsa (8,50 Euro).

Und sind nach den ersten Bissen hin und weg! Die Säure des in Zitronensa­ft gar gezogenen Fisches knallt mit einer klaren Frische, das hauchdünne Rind hat ein feines rauchiges Grillaroma. Das Rippchen ist so auf den Punkt perfekt, wie man Schweinef eisch selten serviert bekommt. Dazu fällt uns auch nicht mehr als wiederholt „Wow!“ein.

Das kann doch noch nicht alles gewesen sein! Schon deshalb nicht, weil wir ja auch noch Wein probieren wollen. Die Auswahl ist eher klein und wechselnd. Wir wählen den „Tío Uco“, einen würzigen Tempranill­o (0,1l/5 Euro). Und lassen uns noch mal die Karte bringen. Bei der zweiten Runde gibt es Biolachs mit Wakamesala­t und Wasabi-Mayonnaise (12,50 Euro) und Pulpo (10,50 Euro). Der Tintenfisc­hArm liegt auf einem kreuzkümme­ligen roten Pimientopü­ree und ist, man ahnt es bereits, wieder perfekt zart zubereitet. Der Lachs ist beinahe konvention­ell: Sashimi-Style, aber den muss auch ein Sushiladen erst einmal in der Qualität hinkriegen.

Einer geht noch: Zum Dessert nehmen wir Tiramisu (6 Euro). Das ist leichter, als man es vom Italiener kennt, mit fruchtig-sauren Klecksen rundherum. Auch der Gang wird verschlung­en, als hätten wir noch nichts zu essen bekommen. Bisschen irre, ja, aber es ist eben auch irre gut. Hinter großen Namen muss sich hier echt niemand verstecken.

Dazu fällt uns nicht mehr als wiederholt „Wow!“ein.

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