Komplimente an die Küche!
Irre gut: Die südamerikanischen Spezialitäten in der „Cantina Popular“
Lokale, die mit dicken Namen punkten wollen, sind ja oft: enttäuschend egal. Und doch gibt’s immer wieder Prominente, die Restaurants eröffnen. Auch die Schanze hat jetzt mit der „Cantina Popular“so einen Laden. Dahinter stecken unter anderen Heinz Strunk und Karl-Heinz Dellwo. Und die machen so einiges richtig.
Früher war hier am Schulterblatt mit dem „Hin & Veg“ein vegetarischer Imbiss untergebracht – jetzt werden Rinderherzen am Spieß serviert. Überhaupt ist die „Cantina Popular“nichts für Zartbesaitete: Die Einrichtung ist mit „schön bunt“freundlich beschrieben, die Betreiber haben Tanzkapellen(Strunk) und Terrorismusvergangenheit (Dellwo) und das Essen – Spezialitäten der südamerikanischen Küche – haut aromatisch rein wie in wenigen Hamburger Restaurants. Und das ist unbedingt als Kompliment zu verstehen.
Wir starten mit peruanischem Lager aus der Flasche (0,33 l/4,80 Euro) und drei Tapas-großen Gerichten: „Ceviche de lubina“(roh marinierter Wolfsbarsch mit Süßkartoffelpüree, 9,50 Euro), den erwähnten Rinderherzen (8 Euro) und „Costillas“, geschmorter Schweinerippe mit Chimichurri-Salsa (8,50 Euro).
Und sind nach den ersten Bissen hin und weg! Die Säure des in Zitronensaft gar gezogenen Fisches knallt mit einer klaren Frische, das hauchdünne Rind hat ein feines rauchiges Grillaroma. Das Rippchen ist so auf den Punkt perfekt, wie man Schweinef eisch selten serviert bekommt. Dazu fällt uns auch nicht mehr als wiederholt „Wow!“ein.
Das kann doch noch nicht alles gewesen sein! Schon deshalb nicht, weil wir ja auch noch Wein probieren wollen. Die Auswahl ist eher klein und wechselnd. Wir wählen den „Tío Uco“, einen würzigen Tempranillo (0,1l/5 Euro). Und lassen uns noch mal die Karte bringen. Bei der zweiten Runde gibt es Biolachs mit Wakamesalat und Wasabi-Mayonnaise (12,50 Euro) und Pulpo (10,50 Euro). Der TintenfischArm liegt auf einem kreuzkümmeligen roten Pimientopüree und ist, man ahnt es bereits, wieder perfekt zart zubereitet. Der Lachs ist beinahe konventionell: Sashimi-Style, aber den muss auch ein Sushiladen erst einmal in der Qualität hinkriegen.
Einer geht noch: Zum Dessert nehmen wir Tiramisu (6 Euro). Das ist leichter, als man es vom Italiener kennt, mit fruchtig-sauren Klecksen rundherum. Auch der Gang wird verschlungen, als hätten wir noch nichts zu essen bekommen. Bisschen irre, ja, aber es ist eben auch irre gut. Hinter großen Namen muss sich hier echt niemand verstecken.
Dazu fällt uns nicht mehr als wiederholt „Wow!“ein.