Niedergang einer Gastro-Legende
Eppendorf Das „La Scala“am Falkenried war einer der besten Italiener des Landes. Jetzt gibt’s dort nur noch fade Kost zu völlig überzogenen Preisen
Seine Weinkenntnis war legendär, seine Kochkunst ebenso: 32 Jahre lang war Mario Zini (59) mit seinem „La Scala“eine gastronomische Institution in Eppendorf und galt als einer der „besten Italiener Deutschlands“. Vorbei! Sein Nachfolger verlangt unverschämte Preise für mäßige Speisen.
Mario Zini hatte sich 1985 mit dem „Scala“den Traum vom eigenen Restaurant erfüllt. Erst galt er als Geheimtipp, doch dann sprach sich sein Können herum. Täglich wechselndes Angebot, hervorragende Produkte und
tolle Weine – das war sein Erfolgsrezept. Da übersahen die Stammgäste auch gern die in letzter Zeit etwas heruntergekommene Einrichtung. Am 1. März hat Zini das Lokal
an einen Nachfolger übergeben. Dem „Abendblatt“sagte er: „Wenn die Kräfte nachlassen, muss man auf seinen Körper hören und wie ein Fußballspieler die Schuhe an
den Nagel hängen.“Der Deutsch-Italiener Peter Theiss übernahm. Und die Bewertungen im Internet wechselten von jubelnd begeistert zu katastrophal.
Kostprobe: „Vorsicht, neuer Inhaber. Das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt nicht mehr!“Oder: „Es schmeckte einfach langweilig und fad.“
Die MOPO-Gastrotester machten sich selbst ein Bild. Fazit: Die Einrichtung ist schick geworden – aber das Essen? Kein Vergleich mit Mario Zinis Küche! Beispiel „Ravioli ripieni con caprino al pomodoro passato“– klingt
„Ich verwende nur Naturprodukte, andere nehmen Geschmacksverstärker.“Peter Theiss (Gastronom)
toll, schmeckte aber so was von fad. Und das für 15,50 Euro! Für den „Kabeljau ligurische Art“ruft der neue Wirt 28,50 Euro auf – wir haben selten einen so lieblos und geschmacksarm zubereiteten Fisch serviert bekommen. Das Gericht erinnerte an Schonkost im Seniorenheim.
Das kleine Stück Eistorte schlug auf der Rechnung mit 9,50 Euro zu Buche – unglaublich. Der empfohlene Wein war zwar gut, aber mit neun Euro für 0,1 Liter auch kein Schnäppchen.
Auf die „Leistung“angesprochen, erwiderte Peter Theiss, er arbeite nur mit hochwertigen Naturprodukten – 90 Prozent aller Hamburger Gastronomen würden Geschmacksverstärker einsetzen, er aber nicht. Auf die Internet-Kommentare angesprochen sagt er: „Die wollen uns nur fertigmachen ...“