Hamburger Morgenpost

Niedergang einer Gastro-Legende

Eppendorf Das „La Scala“am Falkenried war einer der besten Italiener des Landes. Jetzt gibt’s dort nur noch fade Kost zu völlig überzogene­n Preisen

- Von THOMAS HIRSCHBIEG­EL und ANASTASIA IKSANOV

Seine Weinkenntn­is war legendär, seine Kochkunst ebenso: 32 Jahre lang war Mario Zini (59) mit seinem „La Scala“eine gastronomi­sche Institutio­n in Eppendorf und galt als einer der „besten Italiener Deutschlan­ds“. Vorbei! Sein Nachfolger verlangt unverschäm­te Preise für mäßige Speisen.

Mario Zini hatte sich 1985 mit dem „Scala“den Traum vom eigenen Restaurant erfüllt. Erst galt er als Geheimtipp, doch dann sprach sich sein Können herum. Täglich wechselnde­s Angebot, hervorrage­nde Produkte und

tolle Weine – das war sein Erfolgsrez­ept. Da übersahen die Stammgäste auch gern die in letzter Zeit etwas herunterge­kommene Einrichtun­g. Am 1. März hat Zini das Lokal

an einen Nachfolger übergeben. Dem „Abendblatt“sagte er: „Wenn die Kräfte nachlassen, muss man auf seinen Körper hören und wie ein Fußballspi­eler die Schuhe an

den Nagel hängen.“Der Deutsch-Italiener Peter Theiss übernahm. Und die Bewertunge­n im Internet wechselten von jubelnd begeistert zu katastroph­al.

Kostprobe: „Vorsicht, neuer Inhaber. Das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt nicht mehr!“Oder: „Es schmeckte einfach langweilig und fad.“

Die MOPO-Gastrotest­er machten sich selbst ein Bild. Fazit: Die Einrichtun­g ist schick geworden – aber das Essen? Kein Vergleich mit Mario Zinis Küche! Beispiel „Ravioli ripieni con caprino al pomodoro passato“– klingt

„Ich verwende nur Naturprodu­kte, andere nehmen Geschmacks­verstärker.“Peter Theiss (Gastronom)

toll, schmeckte aber so was von fad. Und das für 15,50 Euro! Für den „Kabeljau ligurische Art“ruft der neue Wirt 28,50 Euro auf – wir haben selten einen so lieblos und geschmacks­arm zubereitet­en Fisch serviert bekommen. Das Gericht erinnerte an Schonkost im Seniorenhe­im.

Das kleine Stück Eistorte schlug auf der Rechnung mit 9,50 Euro zu Buche – unglaublic­h. Der empfohlene Wein war zwar gut, aber mit neun Euro für 0,1 Liter auch kein Schnäppche­n.

Auf die „Leistung“angesproch­en, erwiderte Peter Theiss, er arbeite nur mit hochwertig­en Naturprodu­kten – 90 Prozent aller Hamburger Gastronome­n würden Geschmacks­verstärker einsetzen, er aber nicht. Auf die Internet-Kommentare angesproch­en sagt er: „Die wollen uns nur fertigmach­en ...“

 ??  ?? Peter Theiss im „La Scala“am Falkenried. Er sagt: „Ich liebe Essen.“
Peter Theiss im „La Scala“am Falkenried. Er sagt: „Ich liebe Essen.“
 ??  ?? Der „Kabeljau ligurische Art“(28,50 Euro) schmeckte so, wie er serviert wurde: einfallslo­s und fad.
Der „Kabeljau ligurische Art“(28,50 Euro) schmeckte so, wie er serviert wurde: einfallslo­s und fad.
 ??  ?? Das Gemüse zur Kalbsleber (22,50 Euro) war komplett geschmacks­neutral.
Das Gemüse zur Kalbsleber (22,50 Euro) war komplett geschmacks­neutral.
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Ging nach 32 Jahren in den Ruhestand: Mario Zini (59)

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