Hamburger Morgenpost

Historisch­er Höchstwert

„Wahnsinn“im Abstiegska­mpf: Erstmals seit Wiedereinf­ührung der Relegation werden 37 Punkte wohl nicht zum Klassenerh­alt reichen

- Von St. Pauli berichtet STEFAN KRAUSE s.krause@mopo.de

Sie beginnt jedes Jahr um diese Zeit. Und in der Regel ist es so, dass man in der Debatte um die magische 40Punkte-Marke zu dem Schluss kommt: Die braucht man gar nicht, um die Ligazugehö­rigkeit zu sichern. Doch analog zu den Ereignisse­n im Oberhaus bahnt sich in der laufenden Serie eine historisch­e Höchstmark­e an, was den Klassenerh­alt in der Zweiten Liga angeht.

Noch vor einem Vierteljah­r war man auch beim FC St. Pauli guter Dinge, dass am Ende 35, vielleicht sogar 34 Punkte reichen würden, um im Mai für die nächste Saison im Unterhaus planen zu können. Respektabl­e 32 Zähler haben die Kiezkicker inzwischen angehäuft, doch der irrwitzige Verlauf der Rückrunde führte die Rechenbeis­piele aus der Winterpaus­e ad absurdum: Fünf Spieltage vor ultimo steckt St. Pauli noch mitten drin im tiefsten Schlamasse­l.

„Es ist ein Wahnsinn“, sagte Trainer Ewald Lienen nach dem 1:0 über die im Januar noch im oberen Tabellendr­ittel stehenden, mittlerwei­le aber ebenfalls arg gefährdete­n Kickers aus Würzburg. „Das Mittelfeld ist riesengroß, die Abstände aber sind es nicht.“Tatsächlic­h hat der SV Sandhausen als aktueller Zehnter des Tableaus trotz 35 gesammelte­r Zähler nur drei Punkte Polster auf Erzgebirge Aue auf dem Relegation­srang. Und alles läuft darauf hinaus, dass es ein geschichts­trächtiges Endklassem­ent geben wird.

Seit der Saison 2008/2009 umfasst die Abstiegszo­ne die letzten drei Plätze – und bislang reichten immer 37 Punkte, um drinzublei­ben. In der Spielzeit 2010/2011 blieb der Karlsruher SC gar mit nur 33 Zählern dem Unterhaus erhalten. Das letzte Mal, dass nicht einmal 41 Punkte langten, war 2005/2006 (Dynamo Dresden). Seinerzeit gab es allerdings noch vier Direktabst­eiger.

Längst sind es nur noch zwei, und mit dem KSC dürfte einer bereits feststehen. Die schon im Winter tief im Keller platzierte­n Bielefelde­r Arminen, Erzgebirge Aue und der FC St. Pauli stemmen sich hingegen mit aller Macht gegen den drohenden Niedergang – und haben neben Würzburg noch vier weitere Klubs mit in den Strudel gezogen, die sich schon längst auf der sicheren Seite wähnten und plötzlich massiv zittern müssen.

Sandhausen zum Beispiel ist nun schon seit zehn Partien sieglos und feierte das 1:1 bei 1860 München wie einen Sieg. „Das war ein wichtiger Punkt für die Moral, die ja auch mit der Tabelle zusammenhä­ngt“, pustete Klub-Boss Jürgen Machmeier durch, derweil Kai Bühlow das Abrutschen seiner „Löwen“in den Abstiegsso­g

mit den Worten „Es ist sehr eng für alle da unten“kommentier­te.

Beim krachend abgestürzt­en und jetzt von St.Pauli überholten 1. FC Kaiserslau­tern zieht man sich am Spielplan hoch (Marcel Gaus: „Wir haben noch drei Heimspiele, das sollte uns Mut machen“). Und auch in Düsseldorf spürt man den Kiezklub-Atem im Nacken. „St.Pauli ist uns dicht auf den Fersen“, stöhnte Routinier Oliver Fink. „Wir müssen aufpassen, dass uns nicht am Ende jemand überholt.“Die bislang geholten 35 Punkte, das ist sicher, werden nicht reichen.

„Die ganze Liga ist brutal! Jeder Punkt, jeder Sieg zählt.“Michael Liendl (1860)

„St. Pauli ist uns dicht auf den Fersen. Wir müssen aufpassen.“Oliver Fink (Düsseldorf)

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