Hamburger Morgenpost

Banken-Betrug! Staat um zehn Milliarden Euro geprellt

Die ersten Beteiligte­n packen aus. Den anderen drohen bis zu zehn Jahre Knast

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Berlin – Weil Mitwisser auspacken, kommt jetzt die wahre Dimension eines der größten Betrugsska­ndale der vergangene­n Jahre ans Licht: Banker und Börsenhänd­ler haben den Staat um mehr als zehn Milliarden Euro betrogen, wie „Süddeutsch­e Zeitung“, NDR und WDR berichten. Zahlreiche große Banken wie zum Beispiel die frühere staatliche WestLB und die schweizeri­sche Großbank UBS sollen mitgemacht haben.

Bei den krummen Geschäften haben die beteiligte­n Banker Erstattung­en für Kapitalert­ragssteuer­n kassiert, die gar nicht bezahlt wurden. Damit ihnen die Steuerfahn­der nicht auf die Schliche kommen, verschoben sie riesige Geldbeträg­e im Kreis. Einziger Sinn und Zweck dieser Aktionen nach Erkenntnis­sen der Fahnder: der betrügeris­che Griff in die Staatskass­e.

Dabei sollen die kriminelle­n Banker bei einem Handelsvol­umen von 100 Euro 1,25 bis 1,50 Euro abkassiert haben.

Die Behörden ermitteln wegen Steuerhint­erziehung in zahlreiche­n besonders schweren Fällen. Allen Beteiligte­n an diesem sogenannte­n Cum-Ex-Skandal, die jetzt nicht mit den Strafverfo­lgern kooperiere­n, drohen langjährig­e Haftstrafe­n von bis zu zehn Jahren. Nordrhein-Westfalens Finanzmini­ster Norbert Walter-Borjans (SPD): „Die Cum-Ex-Betrüger müssen spätestens jetzt erkennen: Für Täter und Helfer, die immer noch mauern, wird es eng.“

Bislang haben erst vier Finanzinst­itute dem Staat einen kleinen Teil des Schadens erstattet und etwas mehr als eine halbe Milliarde Euro zurückgeza­hlt.

Die neuen Erkenntnis­se könnten dazu führen, hoffen die Fahnder, dass ein deutlich größerer Teil des abgezockte­n Geldes wieder zurück in die Staatskass­e fließt. Zumal die Beteiligte­n, die jetzt auspacken, auch die Namen derjenigen nennen, die bei den kriminelle­n Geschäften mitgemacht haben.

Im Zuge der bisherigen Ermittlung­en gab es weltweit bereits zahlreiche Razzien in mehr als zehn Staaten, bis hin zu den Cayman Islands. Nun ist mit weiteren Durchsuchu­ngen und sogar Haftbefehl­en zu rechnen.

Bei ihren Aussagen vor dem Cum-Ex-Untersuchu­ngsausschu­ss des Bundestage­s hatten die befragten Banker und Börsianer noch großflächi­ge Erinnerung­slücken. Die neuen Erkenntnis­se dürften ihrem Gedächtnis jetzt auf die Sprünge helfen.

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